Dienstag, 20.8.2024
Den Spruch habe ich bei VisitBelfast geklaut! 😜
Und auf die Titanic sind sie immer noch mächtig stolz hier….
…. im Stadtbild stösst man häufig auf Erinnerungen.
Belfast [bɛɫˈfɑːst] (irisch Béal Feirste [ˌbʲeːɫ ˈfʲɛɾʲʃtʲə]) ist die Hauptstadt von Nordirland im Vereinigten Königreich Grossbritannien und Nordirland und die zweitgrösste Stadt der irischen Insel nach Dublin. Die Stadt hat knapp 350’000 Einwohner. Die Stadt besitzt den Status einer City und bildet einen der elf nordirischen Verwaltungsbezirke. Im Dublin-Belfast corridor entlang der Autobahn wohnen drei der sechs Millionen Iren.
Das irische Béal Feirste bedeutet Mündung des Farset (irisch An Fhearsaid). Gemeint ist die Einmündung in den River Lagan. Der Name des River Farset hat wiederum die Bedeutung Sandbank aufgrund ausgeprägter Sandbänke an seiner Mündung. Der Farset ist heute nicht mehr sichtbar und verläuft unterhalb der High Street in einem grossen Tunnel.
Die Stadt hat den Wahlspruch Pro tanto, quid retribuamus? (Für so viel, was sollen wir dafür zurückzahlen?). Der Spruch wurde bereits bei vielen Gelegenheiten als Aufruf zum Kampf interpretiert und als Schlachtruf verwendet, obwohl er eigentlich aus dem Bereich der Universität stammt und Dankbarkeit gegenüber der Alma Mater ausdrücken sollte.
Wir fahren mit dem Bus in’s Zentrum und steigen in der York Street an der Ulster University aus.
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Ulster (irisch Cúige Uladh [ˈkuːgʲ ˈʊɫə] oder Ulaidh [ˈʊɫə]) ist neben Connacht, Leinster und Munster eine Region und frühere Provinz in Irland. Sie liegt im Norden der Insel. Sie bestand aus neun historischen Grafschaften (engl. Counties).
Auf der Karte sind Teile von Ulster, die zu Nordirland gehören rosa markiert und die Teile, die zur Republik Irland gehören grün markiert.
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Map by Future Perfect at Sunrise, License CC0 1.0 Public Domain
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Häufig wird Ulster fälschlich als Synonym für Nordirland verwendet. Ulster spielt in der Geschichte des Nordirlandkonfliktes eine wichtige Rolle (Plantation of Ulster). Als Plantation (dt. Pflanzung, Ansiedlung) werden in Irland historische Massnahmen Englands bezeichnet, die die Ansiedlung walisischer oder schottischer Einwanderer in Irland zum Ziel hatten. In den Jahren 1603 bis 1660, nach der irischen Niederlage im neunjährigen Krieg, wurden englische und schottische Bauern (protestantischen Glaubens) teils umgesiedelt, teils materiell angelockt. Diese Ansiedlung legte den Grundstein des Jahrhunderte andauernden Konflikts zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsteilen.
Soviel kurz zur Geschichte Nordirlands…. und wie so häufig gibt England mit seiner Kolonialpolitik kein gutes Bild ab, wenn man sich mit der Geschichte Irlands in der frühen Neuzeit beschäftigt.
Durch die Cathedral Gardens an der Donegall Road kommen wir zur Belfast Cathedral (irish Ardeaglais Bhéal Feirste), auch bekannt als St Anne’s Cathedral (irish Ardeaglais San Anna), die Kathedrale der Church of Ireland, einer anglikanischen Kirche, die sich als Mittelweg (via media) zwischen dem abendländischen Katholizismus, von dem man sich in der Reformation trennte, und dem Protestantismus sieht.
Im April 2007 wurde diese 40 m hohe Spitze aus rostfreiem Stahl als auf der Kathedrale installiert. Dieses als Spire of Hope bezeichnete Bauwerk wird nachts beleuchtet und ist Teil einer umfassenden Sanierung, die für das Cathedral Quarter geplant ist.
Die Kathedrale wurde zwischen 1899 und 1904 erbaut. Die alte Pfarrkirche St. Anne von Francis Hiorne von 1776 war bis zum 31. Dezember 1903 in Betrieb, während die neue Kathedrale um sie herum gebaut wurde. Die alte Kirche wurde dann abgerissen. Das Fenster des barmherzigen Samariters, das im Heiligtum zu sehen ist, ist das einzige Merkmal der alten Kirche, das in der Kathedrale erhalten bleibt.
I was born in Belfast between the mountains and the gantries
To the hooting of lost sirens and the clang of trams.
Ich wurde in Belfast geboren, zwischen den Bergen und den Kranbrücken
Zum Heulen der verlorenen Sirenen und dem Scheppern der Strassenbahnen.
Louis MacNeice (1907 – 1963) auf dem Writer’s Square gegenüber der Kathedrale
Ireland is a very lovely country.
Indeed, there is only one thing
wrong with it, and that is
that the people that are in it have
not the common sense to live
in peace with one another
and with their neighbours.
Irland ist ein sehr schönes Land.
In der Tat gibt es nur eine Sache
die falsch läuft, und das ist,
dass die Menschen, die dort leben, nicht
den gesunden Menschenverstand haben,
um in Frieden miteinander
und mit ihren Nachbarn zu leben.
Robert Lloyd Praeger 1865 – 1953)
Writer’s Square
John Garrity…. genannt Belfast Busker
Whites Tavern…. angeblich der älteste Pub in Belfast…. anno 1630
Und überall sind Graffiti aufgesprüht…. vielfach mit politischen oder skurrilen Inhalten
Statue des schwarzen Anti-Sklaverei-Aktivisten Frederick Douglass
Wir sind jetzt in der Royal Avenue, eine der Haupt-Einkaufsstrassen
Keine Ahnung was uns diese originelle Biene sagen will…. vermutlich geht’s um Biodiversität!
Die bekannten Marken gibt’s hier fast alle…. und schön, wenn sie sich in alten Häusern einquartieren!
Titanic-Witze sind offenbar gefragt in den Andenkenläden! 😜
Belfast City Hall (irisch Halla na Cathrach, Béal Feirste, dt. Rathaus, Stadtverwaltung), das nach einem Entwurf des Architekten Alfred Brumwell Thomas errichtete Gebäude wurde 1906 zu Baukosten von 369’000 £ (!!) fertiggestellt.
Link zum Belfast City Council
Vorn steht die Mary Ann McCracken Statue, sie war eine irische Unternehmerin und soziale Aktivistin in Belfast, dahinter steht die Edward James Harland Statue, der Gründer der Werft Harland & Wolff
Rechts die Robert James McMordie Statue, er folgte Gustav Wilhelm Wolff 1910 als Bürgermeister von Belfast. Dieses Amt übte er bis zu seinem Tod am 25. März 1914 aus.
Anmerkung: Gustav Wilhelm Wolff war übrigens der Geschäftspartner von Edward James Harland…. daher hat die Werft auch den Namen Harland & Wolff….
…. da ist sie wieder…. die Verknüpfung von Wirtschaft und Politik! 🥶
Das Queen Victoria Memorial
Das Rathaus ist im neobarocken Stil (engl. Baroque Revival) erbaut worden
Ich gehe jetzt erst mal nach links! 😂 😂
Schöne Fenster!
The Famine Window
This stained glass window was commissioned to commemorate the plight of all those citizens of Belfast who died as a result of Typhus and Cholera in the years 1846, 1847 und 1848 and who were laid to rest in the mass common graves in the Shankill, Friar’s Bush, Clifton Street and Donegall Road graveyards.
Das Fenster der Hungersnot
Dieses Buntglasfenster wurde in Auftrag gegeben, um an die Notlage all jener Belfaster Bürger zu erinnern, die in den Jahren 1846, 1847 und 1848 an Typhus und Cholera starben und in den Massengräbern auf den Friedhöfen Shankill, Friar’s Bush, Clifton Street und Donegall Road beigesetzt wurden.
Revolución de Cuba…. im Stadtzentrum gelegene, authentisch kubanische Cocktailbar mit Restaurant in prächtigem Jugendstilbau.
Die Skulptur Spirit of Belfast von Dan George aus dem Jahr 2009 am Arthur Square
Die Skulptur besteht aus rostfreiem Stahl und kostete 200’000 £. Wie bei anderen öffentlichen Kunstwerken in Nordirland hat die Skulptur einen Spitznamen erhalten, die Zwiebelringe.
Die farbige Beleuchtung ist so gestaltet, dass sie die Textur und Leichtigkeit von Leinen widerspiegelt, während das Metall die Stärke und Schönheit des Schiffbaus widerspiegelt, zwei wichtige Aspekte der Geschichte von Belfast. Offenbar sind nicht alle mit dem Kunstwerk einverstanden…. im Mai 2012 machte die in Belfast lebende Künstlerin Tonya McMullan mit einem Plakat Fail (Scheitern) auf Missstände aufmerksam, was sie auf ihrer Webseite unter dem Titel Critical fail (Kritisches Scheitern) dokumentiert hat.
Man muss wohl hier leben, um sich eine Meinung dazu bilden zu können.
Nebenan in der Ann Street gehen wir etwas essen und trinken…. die Little Wing Pizzeria hat eine Google-Bewertung 4.6…. da sollte es schmecken!
Und das tut’s auch! Wir nehmen den Lunch mit einer kleinen 6″-Pizza und Salat, dazu eine Tagessuppe…. alles frisch, sehr lecker und auch nicht teuer.
Jede Menge originelle Kneipen…. The Jailhouse im Joy’s Entry
The sea once it casts its spell, holds one in its net of wonder forever.
Das Meer, wenn es einen einmal in seinen Bann gezogen hat, hält einen für immer in seinem Netz der Wunder.
Fish City in den Ann Street…. und der Spruch ist von Jacques-Yves Cousteau
Es regnet plötzlich…. praktisch, wenn das direkt neben einem Shopping Center passiert….
…. Victoria Square…. ein riesiger Komplex zwischen Ann Street, Victoria Street, Chichester Street, Montgomery Street und William Street South….
…. irgend etwas findet man / Mann immer…. in diesem Fall ist es Frau 😜 ….
…. und als wir wieder rauskommen, scheint schon wieder die Sonne!
Die Ann Street nach dem Regen
Church Lane
Krasse Farben! 😱
Bittles Bar im ikonischen Flatiron Building (Bügeleisen Gebäude) am Upper Church Lane….
…. so sah das Gebäude früher aus!
Der Jaffe Memorial Fountain…. Otto Jaffe, Belfasts erster und bisher einziger jüdischer Oberbürgermeister, wurde am 13. August 1846 in Hamburg geboren. Sein Vater, Daniel Joseph Jaffe, war ein Kaufmann, der 1850 nach Belfast kam, um ein Leinenexportgeschäft zu gründen. Die Jaffe Brothers hatten ihren Sitz in der Bedford Street in Belfast.
Wir laufen Richtung Waterfront….
…. der sehenswerte St George’s Market in der Ecke May Street, Oxford Street, East Bridge Street und Verner Street hat leider nur von Freitag bis Sonntag offen. Meine Fotos sind wegen sehr ungünstiger Lichtverhältnisse leider unbrauchbar.
Das Lanyon Plaza am Lanyon Place…. ein Bürogebäude
Von der Laganbank Road aus sieht man über den River Lagan die beiden Kräne Samson und Goliath
The Belfast Barge…. die Belfast Barge ist das einzige schwimmende Kunstzentrum Nordirlands. Am River Lagan am Lanyon Quay gelegen, gehören es der gemeinnützigen Wohltätigkeitsorganisation Lagan Legacy.
Die Queen’s Bridge…. wieder mit den Kränen im Hintergrund
Beacon of Hope (Leuchtfeuer der Hoffnung)…. eine Metallskulptur von Andy Scott, 19.5 Meter hoch, erbaut im Jahr 2007 auf dem Thanksgiving Square. Andere Namen oder Spitznamen sind: Harmony of Belfast, Nuala with the Hula, The Belle on the Ball, The Doll with the Ball, The Angel of Harmony oder The Angel of Thanksgiving.
The Big Fish am Donegall Quay ist ein bedrucktes Keramikmosaik, die Skulptur ist von John Kindness
Die Aussenhaut des Fisches besteht aus einer Verkleidung aus Keramikfliesen, die mit Texten und Bildern zur Geschichte Belfasts verziert sind. Nach Angaben der Stadtverwaltung von Belfast erzählt jede Platte eine Geschichte über die Stadt. Das Material reicht von der Tudorzeit bis zu den heutigen Zeitungsschlagzeilen und umfasst auch Beiträge von Belfaster Schulkindern.
The Big Fish enthält eine Zeitkapsel, die Informationen, Bilder und Gedichte über die Stadt speichert.
Das Bild des Big Fish erscheint auf Tourismusmaterial im Zusammenhang mit Belfast und Nordirland.
Auf dem Foto sieht man 2 Wahrzeichen von Belfast!
Wir gehen die High Street entlang Richtung Zentrum…. McHughs Bar & Restaurant…. Georgianisches Gasthaus aus dem Jahr 1711 mit traditioneller Bar, Live-Musik im Keller und moderner irischer Küche.
Der Albert Memorial Clock Tower ist ein 34.4 Meter hoher Uhrenturm. Eine lebensgrosse Statue des Prinzen in der Robe eines Ritter des Hosenbandordens steht an der Westseite des Turms. Der Turm wurde von 1865 bis 1870 als Denkmal für den 1861 verstorbenen Gemahl von Königin Victoria, Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, errichtet. Die damaligen Baukosten betrugen 2’500 £.
Immer noch in der High Street
Gegensätze…. Alt und Neu…. das Neue ist das River House, ein Bürohaus!
Wir sind in die Skipper Street abgebogen….
…. und sind jetzt in der Hill Street
The Dirty Onion & Yardbird…. Pub, Club, Restaurant…. Zeit für ein Guinness!
Belfasts oldest building….
…. das Gebäude ist über 300 Jahre alt. Es war früher ein Lagerhaus und handelte mit allem, von Fisch und Tee bis hin zu Dosensuppe, Bettwäsche, Whisky und vielem mehr. Seit der Eröffnung im Jahr 2013 wird versucht, die ursprünglichen Merkmale des Gebäudes zu erhalten, freizulegen und zeitgemäss zum Leben zu erwecken.
Commercial Court…. der Duke of York…. verschiedene gastronomische Veranstaltungsorte unter einem Dach…. der Duke of York, die Harp Bar, The New Orpheus (eine Erweiterung der Harp Bar und ein atemberaubendes Denkmal für einen der verlorenen architektonischen Schätze Belfasts, den Orpheus Ballroom), Friend at Hand (Whisky geniessen, kombiniert mit einem Mini-Museum, das die Whiskey-Destillationsgeschichte von Belfast aufzeigt), The Dark Horse (ein Café), The Dark Horse Courtyard (der Innenhof) und die Sea Holly Gallery
Und da sind sie wieder…. die Schirme! 😜
Der Eingang zum The Dark Horse Courtyard….
…. mit dem Gedicht Des Himmels Tücher von William Butler Yeats
Hätt ich des Himmels reichbestickte Tücher,
bestickt aus Golden- und aus Silberlicht,
die dunklen, die blauen und die hellen Tücher,
aus Nacht, aus Tag und aus der Dämmerung,
legt ich die Tücher Dir zu Füssen.
Doch ich bin arm und habe nichts als Träume,
so leg ich meine Träume Dir zu Füssen.
Tritt leise, denn Du trittst auf meine Träume.
Der Dark Horse Courtyard
Auf dem Weg zum Bus sehen wir noch einmal den Spire of Hope auf der Kathedrale
The MAC…. das Metropolitan Arts Centre
Bei der Ulster University steigen wir wieder in den Bus ein, der uns zum Campingplatz bringt.
Wir haben viel gesehen, aber längst nicht alles…. Belfast ist eine beeindruckende Stadt, die uns sehr gut gefällt!
Innerstädtische Gebiete Belfasts gehörten vor allem in den 1970er Jahren zu den Schauplätzen des Nordirlandkonflikts. In der Falls Road wohnen am meisten Katholiken und in der Shankill Road hauptsächlich Protestanten. Hier erinnern noch viele Wandgemälde an die blutigen Auseinandersetzungen. Zwischen beiden Strassen verläuft die Mauer der Peace Line (Friedenslinie).
Das Gebiet liegt abseits unserer Besichtigungsroute von Belfast. Wir haben auch nicht aktiv nach Zeugnissen dieses Konflikts gesucht…. ein paar haben wir gesehen, wie die festungsartig gesicherte Musgrave Police Station in der Victoria Street oder einige politische Graffiti. Die Bezeichnung Konflikt halte ich für sehr beschönigend, denn man kann das durchaus auch als Bürgerkrieg bezeichnen.
Dass der Konflikt unter der Oberfläche noch lange nicht aufgearbeitet ist und auch noch weiter köchelt, zeigt dieser Artikel vom 7.4.2023 im The Guardian zum 25. Jahrestag des Karfreitagsabkommens von 1998…. hier einige Zitate:
Belfasts Friedensmauern: starke Symbole der Spaltung schrumpfen – aber langsam
Der Abbau der Barrieren zwischen katholischen und protestantischen Gebieten ist ein unbestreitbarer Fortschritt in den 25 Jahren seit dem Karfreitagsabkommen, aber die Stadt bleibt tief gespalten.
In den letzten zehn Jahren wurden nach Angaben des Justizministeriums etwa 18 Mauern entfernt und eine ähnliche Anzahl reduziert oder verändert, so dass etwa 60 (!) übrig blieben.
Robert Lloyd Praeger hat recht mit dem Gedicht, das ich im Beitrag oben vom Writer’s Square zitiert habe.
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