Montag, 16.9.2024
Nur knappe 50 km Fahrt haben wir heute vor uns…. die erste Etappe des Ring of Kerry…. das Wetter ist mässig, der prognostizierte Sonnenschein bleibt weitgehend aus…. immerhin ist es trocken…. wir sind ja nicht verwöhnt! 😜
…. zuerst wollen wir zum Gap of Dunloe…. wir fahren bis zum grossen Parkplatz bei Kate Kearneys Cottage und The Coffee Pot Cafe, als wir folgendes Schild sehen….
…. ein inoffizielles und irreführendes Schild im Garten von Kate Kearneys Cottage bezüglich der Strassennutzung. Die Strasse ist öffentlich und unter der Verantwortung des Kerry County Council. Wir überlegen kurz und entscheiden uns gegen eine Weiterfahrt. Von hier aus bis zum Head of The Gap of Dunloe sind es 6 km, aber wir müssten ja auf der anderen Seite herunter und dann wieder über Killarney fahren…. das wäre ein riesiger Umweg!
Nicht alles, was erlaubt ist, ist auch sinnvoll. Bei Sonnenschein hätten wir uns vielleicht anders entschieden, aber das trübe Wetter verhindert auch das eine oder andere gute Foto.
So sieht’s oben bei schönem Wetter aus….
…. oder so!
Ein 4K-Video…. mit gutem Wetter!
Full Drive through the Gap of Dunloe
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Die armen Pferde müssen faule Touristen mit Kutschen auf den Gap of Dunloe raufziehen!
The Coffee Pot Cafe
Blick Richtung Gap of Dunloe
Kurz vor Killorglin sehen wir ein Schild…. Kerry Woollen Mills…. also hingefahren und geguckt!
Ziemlich historische Gebäude haben sie…. und der Maschinenpark ist auch nicht viel jünger…. aber was sie daraus machen, das ist wirklich beeindruckend…. viele Beispiele sieht man auf der Webseite!
Kurze Zeit später erreichen wir Killorglin (irisch Cill Orglan), eine Kleinstadt mit knapp über 2’000 Einwohnern. Der Name ist abgeleitet vom gälischen Cill (Kirche) und Lorcain (Lawrence). In Killorglin kreuzen sich die N70 road aus Tralee und die N72 road aus Killarney nach Cahersiveen. Killorglin wird deshalb auch als das Tor zum Ring of Kerry bezeichnet. Tatsächlich geht es nur durch den Ortskern von Killorglin auf den Ring of Kerry in Richtung Süden.
Wir finden einen guten und kostenlosen Parkplatz in der Market Street…. gleich nebenan in der Lower Bridge Street stossen wir auf einige merkwürdige Läden nebeneinander…. es sind Fake-Shops, die sich in einem ehemaligen Restaurant nebeneinander angesiedelt haben.
Sell Fridges (Kühlschrankverkauf) ist ein Wortspiel zum Luxuskaufhaus Selfridges…. 😜
…. oder John Loos & Partners…. was verkauft man mit diesem Namen? Natürlich Loo(s)…. Klo(s)! 😂
Hier wird Harrods mit Harrodly’s veräppelt!
Im Dialekt des County Kerry bedeutet harrodly soviel wie hardly (dt. kaum, fast nicht).
Thai Tanic…. Food that goes down easy!
Does this come with the iceberg lettuce? 😂 😂
Gucci vs. Goochie…. das ist eine chinesische Firma für Permanent Make-up….
…. aber das ist vermutlich nicht gemeint….
…. Goochie hat gemäss dem Urban Dictionary mehrere Bedeutungen! 😂 😂
Kein Fake-Shop…. O’Shea’s Key Cutting Bicycle & Toy Centre….
…. Schlüsseldienst, Fahrräder und Spielzeug…. und vieles mehr! 😜
Auf der Laune Bridge….
…. eine Segmentbogenbrücke aus dem Jahr 1885 über den River Laune.
King Puck
Killorglin ist bekannt für das jährliche Puck Fair Festival, das traditionell mit der Krönung eines Ziegenkönigs beginnt. Am Rande der Stadt, in der Nähe der Brücke, steht eine grosse bronzene King-Puck-Statue. Diese Statue wurde vom Killorglin Millennium Committee in Auftrag gegeben und vom Bildhauer Alan Ryan Hall von Valentia Island entworfen.
In der Nähe gehen wir im Cafe & Restaurant The Fishery etwas essen…. bei Google steht dabei bezeichnet sich als von Frauen geführt…. wir essen Fish & Chips, das schmeckt sehr gut…. ausser der Remoulade…. die ist nicht hausgemacht!
Um die Ecke ist die KRD Fisheries, Lachsräucherei seit 1782…. wir holen uns dort geräucherten irischen Wildlachs…. ein Päckchen mit 125 g für 20 € (!)…. aber so einen Lachs hatten wir noch nie gegessen…. absolute Spitze!
Etwa 200 m die N70 road bergauf und dann nach rechts in eine namenlose Strasse einbiegen und wir stehen vor dem Dromavalla Graveyard mit einer alten Kirchenruine.
Um das Jahr 1205 wurde dem Augustinerorden aus der Abtei O’Connell in Kildare 10 Morgen Land in Killorglin zugesprochen. Killorglin fiel unter die kirchliche Gerichtsbarkeit der Augustiner, was ihnen das Recht gab, den Zehnten einzuziehen und Geistliche zu ernennen. Es ist erwähnenswert, dass der anglo-normannische Einfall im Jahr 1170 die päpstliche Zustimmung hatte. Hadrian IV., dessen richtiger Name Nicholas Breakspear war, der einzige englische Papst, wollte die irische Kirche reformieren und kontinentale religiöse Orden und Praktiken in Irland einführen, das bis dahin ein Aussenseiter innerhalb der lateinischen Kirche gewesen war.
Es war nicht beabsichtigt, in Killorglin eine Stadt zu gründen, aber in der mittelalterlichen Welt wirkten eine Burg und eine Kirche in Zeiten weltlicher und geistlicher Unruhen wie ein Magnet für die Bevölkerung. Im Jahr 1302 wurde Glenorgulan mit 6s 8d für den Zehnten (Kirchensteuer) bewertet. In den kirchlichen Aufzeichnungen von 1398 ist vermerkt, dass die Pfarrei Killorglin unter dem Patronat des Augustinerpriors von Killagha stand.
Die Kirche von Dromavalla stammt wahrscheinlich aus dem späten 13. oder frühen 14. Jahrhundert. Das Ostfenster deutet auf einen romanischen Stil hin. Die Dromavalla Church diente mindestens bis zu den 1580er Jahren als Pfarrkirche von Killorglin. Der Standort wurde wahrscheinlich mehrfach verändert, indem das Gebäude von seinen ursprünglichen mittelalterlichen Fundamenten aus vergrössert wurde.
Nach der Rebellion von Desmond erhielt Sir Thomas Spring die Abtei und die Ländereien in Kilcoleman (The Plantation of Munster 1587). Die Kirche von Dromavalla dürfte zu seinem Besitz gehört haben. Die Spring-Familie war wie die Conways, die neuen Gutsherren von Killorglin, anglikanisch und angesichts der damaligen Atmosphäre (Spanische Armada 1588) wahrscheinlich auch militant.
Ohne die finanziellen Mittel des Augustinerordens verfiel die Kirche von Dromavalla immer mehr. Die Stätte wird seit mindestens zwei Jahrhunderten (19. und 20. Jahrhundert) und wahrscheinlich noch viel länger als Friedhof genutzt.
So sieht die Kirche von innen aus!
Wir gehen wieder über die Laune Bridge Richtung Städtchen…. das Graffito scheint neu zu sein….
…. bei Google Street View ist es noch nicht drin!
Einige Pubs in Killorglin
The Diaspora Lady (Oak Statue)
Emigration for too many is a bittersweet truth.
The sorrow of leaving, the hope of new horizons and the longing for home.
Die Auswanderung ist für zu viele eine bittersüsse Wahrheit.
Der Schmerz des Abschieds, die Hoffnung auf neue Horizonte und die Sehnsucht nach der Heimat.
Die Iveragh Road ist der Standort des Denkmals The Diaspora Lady. Es handelt sich um eine Eichenholzschnitzerei, die aus einer 150 Jahre alten Eiche geschnitzt wurde, die sich am ehemaligen Bahnhof befand.
Die Auswanderung war in früheren Zeiten ein wichtiges Merkmal des ländlichen Irlands, und Zugreisen in die grösseren Städte für Verbindungen in die Ferne gehörten zum Alltag. Killorglin Town war eine Haltestelle des alten South Kerry-Eisenbahnnetzes, und das heutige Fexco-Gebäude steht dort, wo sich einst der Bahnhof befand. Ausserhalb dieses Gebäudes stand eine grosse Eiche, die als Wahrzeichen gilt. Bei einer Inspektion wurde festgestellt, dass die Eiche aus Sicherheitsgründen entfernt werden muss, aber anstatt sie ganz zu entfernen, kam die örtliche Gruppe für saubere (oder aufgeräumte) Städte, engl. Tidy Towns Group, auf die Idee, ein Denkmal an Ort und Stelle zu errichten.
Der auf Kettensägen spezialisierte Bildhauer Will Fogarty wurde engagiert, und die Diaspora Lady wurde geschaffen. In Anspielung auf die Vergangenheit wird eine junge Frau dargestellt, die sich darauf vorbereitet, ihr Hab und Gut in zwei Koffern zu ihren Füssen zu packen und Irland zu verlassen, um in einem weit entfernten Land einen Neuanfang zu wagen.
King Puck in der Market Street
Blennerhassett Memorial
Inschrift auf der Vorderseite der Gedenktafel
Zum Gedenken an Townsend Blennerhassett, verstorbener Hauptmann der Kerry Miliz, ertrunken in der Castlemaine Bay am 20. Juni 1867, als er tapfer versuchte, das Leben eines Kameraden zu retten.
Inschrift auf der Rückseite der Gedenktafel
Errichtet von den Offiziersbrüdern der Kerry Miliz als Zeugnis der liebevollen Wertschätzung, die sie ihm entgegenbrachten, und um die Erinnerung an die heldenhafte Tat, durch die er sein Leben verlor, zu bewahren.
Die Blennerhassetts waren im 18. und 19. Jahrhundert eine sehr berühmte Familie in Kerry, deren Verbindungen bis zu Daniel O’Connell und den Baronen von Ventry reichten.
Der 1829 geborene Townsend Blennerhassett war der zweitjüngste Sohn von Dr. Henry und Anne Blennerhassett (geborene Bell aus Edinburgh) aus dem Haus Ballymacprior (irisch Baile Mhic an Phrióra). Er war ein Urenkel von Thomas Mullins (1. Lord Ventry) und heiratete Catherine Eagar, ein weiteres Mitglied einer etablierten protestantischen Familie in der Grafschaft. Er war auch Mitglied der Kerry Miliz. Die Milizen waren nach den Napoleonischen Kriegen aufgelöst worden, wurden aber während des Krimkriegs wieder eingesetzt.
Dr. Richard Blennerhassett, sein älterer Bruder, war der Arzt auf dem Schiff Jeanie Johnson, das Emigranten aus der Hungersnot nach Kanada brachte (die Replik des Schiffes hatten wir in Dublin gesehen!)
The Old Courthouse in der Market Street
Das Killorglin Courthouse (Petty Sessions = kleine, unbedeutende Gerichtsverhandlungen) wurde auf Anweisung von Dayrolles Eveleigh-de-Moleyns, der im Frühjahr 1868 zum 4. Baron Ventry ernannt wurde, gebaut und sollte ursprünglich an der Stelle des Castleconway House stehen. David Thompson, Ventry’s Land Agent, hatte zwei Drittel des Gebäudes abgerissen, als beschlossen wurde, das Gerichtsgebäude in der Market Street zu errichten. Dieses Gebäude diente über 140 Jahre lang als Bezirksgericht und wurde 2017 geschlossen.
Im 19. Jahrhundert hatte das Petty Sessions Court die gleiche Zuständigkeit wie das heutige Bezirksgericht, es befasste sich mit geringfügigen Verstössen gegen die öffentliche Ordnung und mit Entschädigungen für kleine Schadensfälle. In Killorglin (19. Jahrhundert) tagte es jeden zweiten Dienstag im Monat. Das Gebäude diente auch als Aushangstelle für öffentliche Bekanntmachungen, sowohl für Verordnungen der Kommunalverwaltung als auch für Angelegenheiten der Polizei (Constabulary). Ausserdem diente das Gebäude bei Parlamentswahlen als Wahllokal.
Nach der Ertrinkungstragödie von Ballykissane am Karfreitag 1916 wurden die drei Leichen aus dem River Laune geborgen und in’s Gerichtsgebäude von Killorglin gebracht, um die Obduktion zu ermöglichen.
Aufgrund des unsicheren und sich verschlechternden Zustands des Gebäudes fand die letzte Sitzung des Bezirksgerichts im Killorglin Courthouse am Donnerstag, den 16. März 2017, statt. Seitdem ist das Caherciveen Courthouse der einzige Sitzungsort für das Bezirksgericht von Iveragh, da der Bezirk Caherciveen Garda auch Killorglin umfasst.
Das Gebäude, das seit dem Local Government Act von 1898 im Besitz des County Council von Kerry ist, soll in Zusammenarbeit mit der Killorglin Archive Society und anderen Gruppen der Gemeinde zu einem Kulturerbezentrum umgebaut und umfunktioniert werden.
Wir verlassen Killorglin und fahren über Glenbeigh (irisch Gleann Beithe) nach Rossbeigh (irisch Ros Beithe) zum Rossbeigh Strand oder -Beach…. die Luftaufnahme zeigt Rossbeigh Strand (dt. Landzunge der Birken) und gegenüber den Inch Beach.
In den frühen 2000er Jahren führte eine langsame, aber anhaltende Erosion, die durch Veränderungen des Tidenhubs, der Wellenhöhe und -länge sowie durch eine Verringerung der Sedimentablagerungen verursacht wurde, zum Zurückweichen einiger Dünen. Rossbeigh wurde während eines Sturms im Winter 2008 durchbrochen, als eine 1.5 m hohe Sanddüne vom Meer zum Einsturz gebracht wurde, wodurch die ehemals zwei Meilen lange Sandbank in zwei Teile geteilt wurde und der äussere Teil der Nehrung zu einer Gezeiteninsel wurde.
Leider ist der Parkplatz am Strand mit einer Barriere abgesperrt, Fahrzeuge über 2 m können nicht durchfahren. Ein Stück oberhalb des Strands ist der Rossbeigh Beach Overlook, ein privater Stellplatz für Wohnmobile, 10 € pro Nacht, keinerlei Infrastruktur, aber tolle Aussicht!
Wir machen noch einen kleinen Spaziergang hinunter zum Strand…. viel gibt’s da nicht zu sehen…. und noch nicht mal ein Guinness bekommt man hier…. alles ist schon geschlossen!
Hier sieht man unseren Stellplatz vom Strand aus
Abends kommt doch noch etwas die Sonne raus!
Herrlich ruhig ist die Nacht hier!
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