Donnerstag, 13.10.2022
Wir verlassen den Camping Osuna, wo wir uns 6 Nächte wohlgefühlt hatten, und fahren noch zum Einkaufen…. in’s Bauhaus und in’s Einkaufszentrum Pleniluno um unsere Vorräte auffrischen. Danach geht’s auf die Piste nach Segovia. Da wir genug Zeit haben, nehmen wir nicht die A-6 / AP-6, sondern fahren über die M-607 bis Navacerrada, danach über die M-601, die heisst so in der Autonomen Gemeinschaft Madrid, danach in der Autonomen Gemeinschaft Kastilien und León (span. Castilla y León) heisst sie CL-601.
Etwa auf halber Strecke ist bei der historischen Puente del Batán ein Rastplatz inmitten einer wunderschönen und typisch kastilischen Landschaft. Wir machen Pause!
Die Puente del Batán, früher auch Puente Nuevo genannt, überspannt den Río Manzanares, von dem aber nichts zu sehen ist…. es ist und war zu trocken im letzten Sommer. Das Alter ist nicht genau bekannt…. die Brücke stammt aus dem Mittelalter. Im 16. Jh. wurde sie nach einem Umbau, möglicherweise nach Beschädigung durch eine Flut, Puente Nuevo genannt.
Die Brücke hat ihren jetzigen Namen von einem alten bestehenden Batán stromaufwärts. Ein Batán ist eine Walkmühle, genauer gesagt eine Hammerwalke, bei der von Webstühlen produziertes Wollgewebe in Bottichen durch Holzhämmer, die über eine Welle und eine am Wellendrehpunkt gelagerte Schwinge von einem Wasserrad angetrieben werden, gewalkt, also gestaucht, verdichtet und geklopft werden, bis ein verfilzter Stoff entsteht, der die gewünschten wärmenden, sowie regen- und windabweisenden Eigenschaften besitzt.
Über die Puente del Batán verläuft ein Zweig der Cañada Real Segoviana, eine etwa 500 km lange Vía pecuaria (Viehstrasse), die die heutigen Provinzen Burgos und Badajoz verbindet. Transhumanz oder Wanderweidewirtschaft (auch Fernweidewirtschaft mit jahreszeitlichem Wechsel der Weidegebiete genannt) ist in Spanien weit verbreitet und hat nichts mit Nomadentum zu tun. In Spanien ist das Netz der Cañadas Reales (Königliche Schluchten) 125’000 km lang (vergleichsweise hat die Eisenbahn 15’000 km) und nehmen 425’000 Hektar ein. In ganz Europa sind mehr als 4 Millionen Hektar Weideflächen und landwirtschaftliche Flächen durch Transhumanz verbunden.
Wir fahren weiter und passieren Navacerrada und kurz danach den Pass Puerto de Navacerrada (Passhöhe 1’858 m). Das Bild zeigt den Puerto de Navacerrada in der Nähe des Gipfels der Bola del Mundo (2’265 m). Dieser Pass ist der höchste der Sierra de Guadarrama und verbindet die spanischen Provinzen Madrid und Segovia. Es ist ein beliebtes Skigebiet und ein Zentrum für Bergsteigen und Tourismus mit einem Bahnhof, Herbergen, Hotels und Restaurants. Alle diese Einrichtungen befinden sich auf der Madrider Seite des Passes, also auf der Seite, die auf dem Foto zu sehen ist. Ausserdem beginnen von diesem Pass aus einige sehr beliebte Routen und Aufstiege in der Sierra. Das Bild zeigt hinter dem Puerto de Navacerrada die Nordwand der Siete Picos (Sieben Spitzen), Höhe 2’138 m und rechts die Sierra de la Mujer Muerta (Tote Frau) mit dem höchsten Gipfel La Pinareja, Höhe 2’197 m.
Wir fahren einige Serpentinen, bis wir wieder unten sind. Kurz danach erreichen wir Real Sitio de San Ildefonso mit seiner Sehenswürdigkeit, dem Palacio Real La Granja de San Ildefonso, der ehemaligen Sommerresidenz der spanischen Könige. Wir überlegen…. nein, es ist schon recht spät und es sind nur 10 km bis Segovia…. wir fahren jetzt dorthin und falls wir Lust verspüren sollten oder Zeit haben, uns den Palast anzuschauen, können wir das morgen oder übermorgen immer noch machen.
In Segovia stellen wir uns auf den kostenlosen Wohnmobilstellplatz bei der Plaza de Toros, die Parzellen sind etwas kurz, aber das geht schon für eine Nacht. Samstags ist hier Markt, da müssen die Wohnmobile verschwinden! Zu Fuss sind es etwa 2 km in die Innenstadt.
Segovia zählt zusammen mit Toledo und Ávila zu den drei historischen Metropolen in der Umgebung der spanischen Hauptstadt Madrid…. beide Städte werden wir noch besuchen. Segovia hat etwas mehr als 50’000 Einwohner, ist Verwaltungssitz der Provinz Segovia und liegt im Süden der Autonomen Gemeinschaft Kastilien und León (span. Castilla y León).
Der Name Segovia leitet sich vom keltiberischen Namen Segobriga ab, wobei keltiberisch brig Burg bedeutet. Übersetzt heisst der Name etwa Siegeshöhe. Und Sehenswürdigkeiten gibt es hier viele…. wir fangen gleich mit angucken an!
Neben unserem Stellplatz…. die Plaza de Toros (Stierkampfarena). Der erste Stierkampf wurde 1803 ausgetragen, ohne dass der Bau fertig war. Die offizielle Einweihung war 1805, die Kapazität beträgt 7’000 Zuschauer.
Die Skulptur Atalaya von Carlos Albert an der Rotonda del Espolón (Kreisverkehr)
Inicio Acueducto de Segovia
Diese steinerne Skulptur markiert den Beginn des Aquädukts von Segovia. Es führte jahrhundertelang frisches Quellwasser aus den Bergen der Sierra de Fuenfría aus ca. 17 km Entfernung in die Stadt.
Der Aquädukt wurde wahrscheinlich von Kaiser Domitian (reg. 81-96 n. Chr.) in Auftrag gegeben und 98 n. Chr. unter dem römischen Kaiser Trajan (reg. 98-117 n. Chr.) fertiggestellt. In maurischer Zeit (1072) wurde er in Teilen beschädigt, die Schäden wurden jedoch im ausgehenden 15. Jh. zur Zeit der Katholischen Könige durch das behutsame Einfügen von 36 gotischen Spitzbögen behoben. Der Aquädukt war noch bis 1974 in Betrieb.
Von uns aus gesehen links vom Aquädukt fängt die Innenstadt an!
Sehr eindrucksvoll dieser Aquädukt….
…. aber jetzt haben wir Hunger…. es ist gar nicht so einfach, es ist kurz nach 18 Uhr, in Spanien um diese Zeit etwas Richtiges zum Essen zu bekommen…. die meisten Restaurants haben zwar offen, aber die Küche öffnet erst um 20 Uhr oder 20.30 Uhr…. Fast Food wollen wir nicht…. rechts neben dem Aquädukt an der Plaza Artillería oder Plaza Acueducto Oriental finden wir das Restaurante Casares…. die Küche ist offen, schöne Aussensitzplätze, viel Auswahl auf der Karte…. und schmecken tut’s auch! 😀
Das Geheimnis der segovianischen Küche ist weniger das Resultat der Zubereitung, entscheidend ist die Spitzenqualität der regionalen Produkte, mit denen traditionelle Gerichte in den altehrwürdigen Restaurants und in den Küchen der Einwohner Segovias zubereitet werden. In der nahe gelegenen Gebirgskette werden zahlreiche Pilzsorten gesammelt und die in den Tälern Segovias noch existierenden Obst- und Gemüsegärten bringen für die heimische Küche unentbehrliche Produkte hervor.
Spezialitäten Segovias sind Lammbraten und Spanferkel, die so knusprig und doch zart sind, dass sie mit der Tellerkante tranchiert werden können. Begleitet werden diese Köstlichkeiten von Weinen der Region, Weisswein aus Nieva und Rotwein aus Valtiendas.
So sieht ein typisches Spanferkel aus…. durchaus lecker, unser Geschmack ist es jetzt nicht so!
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