Samstag, 28.5.2022
Wir wollen und müssen ein wenig vorwärts kommen. Als Ziel haben wir uns Pontevedra gesetzt. Der Stellplatz Area Pontevedra ist sehr zentral gelegen, aber nicht unbedingt leise. Zudem geben die Drahtseile der nahegelegenen Hängebrücke Ponte dos Tirantes (span. Puente de los Tirantes) bei starkem Wind ein laut sirrendes Geräusch von sich. Im Moment stört uns das nicht, der Stellplatz ist kostenlos und den können wir auch bei einem Stadtbummel benutzen.
Der Stellplatz an der Rotonda dos Tirantes
Pontevedra hat ca. 83’000 Einwohner, ist Hauptstadt gleichnamigen Provinz Pontevedra und gliedert sich in 18 Parroquias. Die Stadt liegt tief in einer Ría, der Ría de Pontevedra, an der Mündung des Río Lérez. 1999 verbannte Pontevedra Kraftfahrzeuge aus seinem historischen Zentrum und schuf so eine 300.000 m² (0,3 km²) grosse Fussgängerzone. Die autofreie Innenstadt verwandelte Pontevedra in eine barrierefreie Stadt, deren Lebensqualität vielfach ausgezeichnet wurde.
Fotos von Pontevedra, aufgenommen im Stadtteil A Caeira (span. Caeira), eine Ortschaft und ein Berg in der Gemeinde Poio (span. Poyo) in Pontevedra.
Die Ponte dos Tirantes (span. Puente de los Tirantes, dt. Brücke der Träger) wurde 1992 von Leonardo Fernández Troyano und Javier Manterola Armisén entworfen und 1995 eröffnet. Es ist eine der 33 aussergewöhnlichsten Brücken in Spanien.
Die Art und Weise, wie die Brücke konzipiert ist, wird durch die Wetterbedingungen geformt. Lichtschwankungen oder Windintensität verändern die Wahrnehmung der Brücke, wenn der Wind seine Drähte schwingt und ein charakteristisches Geräusch erzeugt.
Aha, das laute Sirren bei Wind ist gewollt…. es ist also Teil des künstlerischen Teils des Gesamtprojekts!
Auf der anderen Seite des Río Lérez sehen wir einen Markt…. wir machen einen Abstecher über die Ponte de Santiago an den Paseo Enxeñeiro Rafael Areses…. auf einer Länge von ca. 300 m reiht sich dort Stand an Stand…. unglaublich, was dort alles und wie dort alles verkauft wird!
Bevor wir mit dem Stadtbummel loslegen, müssen wir erst mal was gegen den Hunger tun! 😀
Das erste Restaurant, das wir mit schönem Aussensitzplatz sehen, ist das Ultramar, schön schattig und windgeschützt an einem Durchgang zwischen dem Museo Provincial de Pontevedra (dt. Landesmuseum von Pontevedra) und dem Servicio de Patrimonio Documental y Bibliográfico (dt. Dienst für dokumentarisches und bibliografisches Erbe) gelegen.
Wir entscheiden uns für den Ultra Ensalada für zwei Personen und sind begeistert…. selten haben wir so einen leckeren Salat gegessen! Auch die Bedienung ist sehr freundlich…. alles bestens!
Die Igrexa de San Bartolomé (span. Iglesia de San Bartolomé) ist eine barocke Kirche aus dem 17. Jh. in Pontevedra. Sie befindet sich in der Rúa Sarmiento, in der Nähe des alten Tors von Santa Clara oder Rocheforte der alten Stadtmauern. Die Kirche befindet sich neben dem Kollegium der Gesellschaft Jesu, das heute zum Museum von Pontevedra gehört.
Die Kirche San Bartolomé ist eines der wenigen existierenden Beispiele der italienischen barocken Architektur in Galicien, ganz anders als die galizische Barock. An der Fassade sind die 6 grossen dorischen Säulen, die Türme und der obere Giebel charakteristisch für den Barockstil der Jesuiten. Auch das Wappen der Familie Pimentel ist hier ausgestellt, ebenso wie ein grosses Wappen Spaniens in Stein auf dem oberen Teil.
Leider ist die Kirche geschlossen…. hier ein Foto von innen
Die Altstadt ist wunderschön, sehr lebhaft und autofrei!
Praza da Verdura (dt. Gemüseplatz) mit dem Fuente de la Praza da Verdura (dt. Brunnen)
In der Rúa Sarmiento….
…. sorgen die Son das Tabernas für Stimmung…. eine tolle Atmosphäre!
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In der Rúa Isabel II
Cruceiro da Praza das Cinco Rúas (dt. Kruzifix am Platz der fünf Strassen)
Tatsächlich…. es sind fünf Strassen! 😀
Die Basílica de Santa María la Mayor aus dem 16. Jh. hat seit 1962 den Rang einer Basilica minor und ist seit 1931 als historisches Kulturgut aufgeführt, sie trägt als einziges galicisches Bauwerk die Auszeichnung als Santuario Real (dt. Königliches Heiligtum), die sie im Jahr 2000 von König Juan Carlos I. von Spanien erhielt.
Die Kirche wurde als gotisches Bauwerk mit Einflüssen der Manuelinik des nahen Portugals gestaltet.
Die Kirche des Erzbistums Santiago de Compostela ist Maria geweiht. Auf dem oberen Teil der Tür befindet sich ein Relief der Jungfrau Maria, darüber wurden Medaillons in Form von Jakobsmuscheln sowie Skulpturen von Heiligen, biblischen und auch historischen Figuren installiert.
Auch die Kirche ist leider geschlossen, so sieht sie von innen aus
Oficina de Turismo Rías Baixas in der Avenida Santa María
Rías Baixas (dt. Untere Rías, spanisch Rías Bajas) ist die Sammelbezeichnung für vier schmale, tief ins Land reichende Meeresbuchten im Südwesten der spanischen Autonomen Region Galicien, die aus überfluteten Flusstälern hervorgegangen sind. Die Rías Baixas reichen vom Kap Finisterre (span. Cabo de Finisterre, galicisch Cabo Fisterra) bis zur portugiesischen Grenze. Im Gegensatz zu den Rías Altas (dt. Obere Rías) im nördlichen Galicien weisen die Meeresbuchten der Rías Baixas flachere Küstenverläufe und geringere Buchttiefen auf.
Monumento a Castelao von Manuel García Vázquez, genannt Buciños
Alfonso Daniel Rodríguez Castelao (1886-1950) war ein galicischer Schriftsteller, Karikaturist, Zeichner, Arzt und Politiker sowie einer der Begründer des galicischen Nationalismus.
Rúa Alta
Praza do Teucro (span. Plaza del Teucro) mit dem Pazo de los Gago y Montenegro (span. Palacio)
Der Legende nach reiste der griechische Bogenschütze Teukros, Halbbruder von Ajax, nach dem Trojanischen Krieg in den Westen und gründete die Stadt Pontevedra. Die Renaissance-Elite der Stadt förderte diesen Mythos, um die Stadt zu veredeln und ihr Prestige zu verleihen. Auf diesem Platz, einem der schönsten von Pontevedra, stehen mehrere interessante Gebäude, wie der Pazo de los Gago y Montenegro und den davor liegenden Pazo del Conde de San Román.
Rúa Princesa
Rúa Manuel Quiroga
Praza Curros Enríquez mit dem Fuente de hierro fundido de la Praza Curros Enríquez (dt. Gusseiserner Brunnen)
Letreiro de Pontevedra an der Praza de Ourense
Das Wahrzeichen von Pontevedra…. die Igrexa da Virxe Peregrina (span. Iglesia de la Virgen Peregrina, dt. Kirche der Jungfrau Pilgerin), gebaut von 1778-1792. Rechts unten auf dem Foto sieht man eine Skulptur des Loro Ravachol (Der berühmteste Papagei der Welt).
Manchmal ist es echt blöd, wenn man kein grösseres Weitwinkelobjektiv hat! 🙁
Das Innere der Kirche mit dem berühmten Bild der Jungfrau Pilgerin
Der Loro Ravachol lebte zwischen 1891 und 1913 in Pontevedra. Er war das Haustier des Apothekers Perfecto Feijoo. Im Laufe seines Lebens wurde er durch sein Charisma und seine Sympathie zu einem Symbol der Stadt. Nach seinem Tod widmete ihm die Stadt einen herzlichen Abschied mit grosser Unterstützung. Die Beerdigung des Papageien Ravachol wird jedes Jahr beim Karneval der Stadt Pontevedra gefeiert.
Im Jahr 1702 versuchte die mit der französischen verbündete spanische Flotte, die aus Amerika mitgebrachten Waren in der Ria de Vigo an Land zu bringen. Die Schiffe wurden von der anglo-niederländischen Flotte angegriffen, was zur berühmten Seeschlacht bei Vigo führte. Unter den Gütern des neuen Kontinents befand sich eine Ladung exotischer Vögel. Durch den Untergang der Schiffe konnte eine grosse Anzahl von Papageien überleben, die sich in der Nähe ausbreiteten. Ravachol soll ein Nachkomme dieser Papageien sein.
Etwa ein Jahr nach seiner Ankunft in der Stadt kannten ihn alle Nachbarn unter dem Namen des berühmten französischen Revolutionärs. François Ravachol war ein Anarchist, der sich neben dem Aufruhr durch Bombenanschläge mit Dynamit den Ruhm eines gefürchteten Terroristen verdiente. Nach seiner Verhaftung im Jahr 1892 wurde er auf der Guillotine hingerichtet, die Nachricht machte weltweit Schlagzeilen.
Convento e Igrexa de San Francisco an der Praza da Estrela
Langsam beenden wir unseren Rundgang durch Pontevedra, wir sind heute knapp 6 km gelaufen. Pontevedra hat uns sehr gut gefallen, eine überaus sympathische Stadt! Auf dem Stellplatz wollen wir nicht bleiben…. es ist uns zu laut…. wir entscheiden uns nach kurzer Suche für einen Campingplatz in Oia.
Auf der Autobahn passieren wir Vigo, auf Hafen- und Industriestadt mit knapp 300’000 Einwohnern haben wir grad keine Lust. So sieht’s in Vigo aus!
Auf der Fahrt kommen wir kurz vor dem Ziel durch Baiona (span. Bayona)…. das macht auf uns einen guten Eindruck…. wir beschliessen, morgen eine Wanderung dahin zu machen, es sind gut 10 km…. das Wetter sollte sonnig sein!
Kurz vor Oia checken wir im Ortsteil Mougás auf dem Camping O Muiño ein, ein schön am Meer gelegener Platz und geniessen eine romantische Abendstimmung…. die Grossstadt vermissen wir nicht!
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