20. und 21. Tag: Über Minas de Riotinto nach Mérida

Mittwoch, 3.5.2023

Heute geht’s in’s Landesinnere nach Minas de Riotinto in der ehemalige Bergbaugebiet.

Map data ©2023 Google

Zunächst fahren wir durch Almonte, der Hauptort, zu dem auch El Rocío gehört. Mit ca. 25’000 Einwohnern ist es die drittgrösste Stadt der Provinz Huelva…. hier die Plaza de la Virgen del Rocío….

Photo by © Por Javi el almonteño

…. und die Iglesia de Nuestra Señora de la Asunción (Kirche Unserer Lieben Frau der Himmelfahrt)

Photo by CarlosVdeHabsburgo, License CC BY-SA 4.0

Wir fahren kurz durch und finden, dass wir nicht jedes Städtchen anschauen können…. soviel Zeit haben wir gar nicht. Also weiter…. typisches Pinienwaldgebiet im Parque nacional y natural de Doñana….

Photo by Redrain, License CC BY-SA 4.0

…. und die Landschaft Richtung Minas de Riotinto

…. bis wir hier den Río Tinto (Roter Fluss) überqueren.

Die signifikante Färbung des Wassers hat ihren Ursprung vor allem in der Verwitterung sulfidischer Schwermetallminerale der dort vorkommenden Erzlagerstätte…. also im Klartext, die Verfärbung ist natürlichen Ursprungs.

Auf der Area de Autocaravanas Minas de Riotinto ist nicht viel los, wir finden ein schönes Plätzchen.

Das ganze Städtchen steht im Zeichen des ehemaligen Bergbaus…. der Parque Minero de Riotinto umfasst das Museo Minero / Casa 21 (Bergbaumuseum und Casa 21, ein ehemaliges Bergmannshaus im englischen Viertel Bella Vista), die ehemalige Mine Corta Atalaya und die Ferrocarril Minero (historische Bergbaubahn).

Die Verschmelzung von Anstrengung und Farbe im Inneren der Erde!

Der überaus freundliche und hilfsbereite Mitarbeiter im Museum gibt sich alle Mühe, uns ein Paket an Sehenswürdigkeiten zu schnüren, das alle zeitlichen Aspekte berücksichtigt und das wir bis morgen etwa um die Mittagszeit beendet haben können: Casa 21 jetzt gleich, die Mine Corta Atalaya gegen Abend…. das Museum morgen früh und danach die Ferrocarril Minero…. passt!

Das Casa 21…. mit Sicherheit kein Haus eines einfachen Bergmanns, sondern das Haus eines Managers der Rio Tinto Company Limited (RTC), einer Gesellschaft der heutigen Rio Tinto Group.

Das britische Engagement mit RTC war ein knallhartes wirtschaftliches Ausbeuten der spanischen Erzlagerstätten, nachdem der im 19. Jh. schwache spanische Staat die mit Verlust arbeitenden Kupferbergwerke an die britischen Investoren verkauft hatte.

Das Foto unten zeigt die Kupfergewinnung durch Teleras, die mit ihren Schwefelgasen Mensch und Umwelt in der Bergbauregion des Río Tinto vergifteten. In den ersten Jahrzehnten wandte die RTC in ihren spanischen Besitztümern ein Produktionsverfahren an, das wegen seiner gesundheits- und umweltschädlichen Begleiterscheinungen in England längst verboten war. Dabei wurden zur Herauslösung des Kupfers grosse, von der Bevölkerung Teleras genannte Hügel aus Rohmineralien für die Dauer von 6 bis 12 Monaten angezündet, wobei erhebliche Mengen schädlicher Schwefelgase freigesetzt wurden. Dies führte bereits in wenigen Jahren zu einer Zerstörung der Lebensgrundlage von über zehntausend Menschen der Region, die vormals überwiegend vom Fischfang und von der Landwirtschaft gelebt hatten.

Am 4. Februar 1888 demonstrierten 12- bis 14’000 Menschen vor den Toren des Rathauses von Minas de Riotinto für Verbesserungen der Arbeitsbedingungen und Erhöhung der niedrigen Löhne, aber auch für die Abschaffung der Teleras. Aus nie aufgeklärten Umständen eröffneten die Soldaten des Militärregimentes Pavía am Nachmittag des Tages das Feuer auf die friedliche Menge. Nach offiziellen Angaben starben dabei 13 Personen, Augenzeugen berichteten jedoch von bis zu 200 Toten, darunter zahlreiche Frauen, Kinder und Alte. Von offizieller Seite lange totgeschwiegen, ist den Menschen dieses dunkle Kapitel der Bergbauregion am Río Tinto als El Año de los Tiros (das Jahr der Schüsse) in Erinnerung geblieben. Eine Google-Suche findet zahlreiche Artikel spanischer Publikationen, die sich mit dem Thema befassen. Ein Beispiel: am 4. Februar 1888 schoss ein Regiment der Armee auf einen Marsch, der gegen die Arbeitsbedingungen im Bergbau in Riotinto (Huelva) protestierte. Die Zahl der Toten ist noch heute unbekannt. Die Familien vieler der Verstorbenen begruben sie heimlich, um Vergeltungsmassnahmen der Rio Tinto Company Limited zu vermeiden.

Die englischen Verbrecher entgingen offenbar ihren gerechten Strafen.

Ein Spanier erzählt uns unter Hinweis darauf, dass so viele Engländer in Spanien herumreisen, dass diese hier eigentlich unbeliebt sind, weil sie sich so arrogant benehmen und so tun, als ob sie sich in einer englischen Kolonie aufhalten. Eine sehr interessante Sichtweise, ich kann das verstehen, mir ist dieses Verhalten auch schon unangenehm aufgefallen.

Photo by Anonym (1880), License CC BY-SA 3.0

Um 17.00 Uhr ist Treffen beim Museum zur gemeinsamen Abfahrt der interessierten Besucher im Konvoi zum Corta Atalaya…. es sind max. 15 Fahrzeuge, die bei einer Fahrt mitkommen dürfen und es findet auch nur eine Fahrt täglich statt. Das Gelände ist eingezäunt und verschlossen, ein Mitarbeiter des Museums fährt voraus, öffnet das Tor zum Gelände und alle können dann zum Parkplatz beim Mirador de Corta Atalaya fahren.

Corta Atalaya war ein Tagebaubetrieb, hauptsächlich für Kupfer, der als grösster Tagebau Europas gilt. Die Abmessungen seiner Ellipse sind 1’200 Meter Länge, 900 Meter Breite und 345 Meter Tiefe. Wenn man am Rand steht und schaut, schätzt man die Dimensionen wesentlich kleiner ein.

Die Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte…. von der Öffnung des Tagebaus 1907 bis zur Schliessung 1992.

Derzeit plant das Bergbauunternehmen Atalaya Mining die Wiedereröffnung von Corta Atalaya. Der Betrieb soll eine Kombination aus unterirdischem Abbau, Abbau durch Innengalerien und im Tagebau unter freiem Himmel sein. Die hauptsächlichen Mineralvorkommen sind Zink, Kupfer und Blei mit geschätzten 990’400, 645’000 bzw. 325’000 Tonnen.

Es ist gigantisch!

Hier sieht man die Container etwas grösser, auf dem Bild weiter oben sind sie ganz klein zu sehen.

Eine verlassene Dampflokomotive auf einer Bahntrasse von Corta Atalaya

Photo by Vtornet, License CC BY-SA 4.0
Photo by David Perez, License CC BY 4.0

Sehr eindrucksvoll…. wir sind gespannt auf morgen!


Donnerstag, 4.5.2023

Pünktlich um 10.30 Uhr zur Eröffnung des Museums sind wir da! Allzu lange können wir uns nicht aufhalten, denn um 11.30 Uhr fährt der Tren Minas de Rio Tinto ausserhalb von Minas de Riotinto, fast schon im Nachbarort Nerva, ab.

Der Schwerpunkt im Museum liegt auf Transportgeräten für Bergbau im weitesten Sinne, schliesslich mussten die produzierten Güter per Bahn nach Huelva zur weiteren Verschiffung transportiert werden. Dazu finden sich Informationen und Exponate zu den Themen Archäologie, Geologie, Anthropologie, Ingenieurwesen, Medizin, Lehre, Geschichte und Wirtschaft

Das Museum befindet sich im vollständig restaurierten Gebäude des ehemaligen Krankenhauses der Rio Tinto Company Ltd.

Dazu gibt’s hier viele Modelle….

…. Schaubilder….

…. und realistische Darstellungen über Bergbau in Altertum und Mittelalter….

…. zumindest war’s so realistisch, dass wir uns sicher nicht in diese Zeit zurückwünschen!

Kommunikationsausrüstungen….

…. und Krankenhausequipment aus dem 19. Jh.

Das muss reichen für’s Museum…. wir machen uns auf den Weg zur Estacion (Bahnhof) der Ferrocarril Minero (historischen Bergbaubahn)…. den Zug wollen wir nicht verpassen!

Wir nehmen im letzten Wagen Platz, der ist seitlich offen…. da kann ich gut fotografieren…. das denke ich zumindest!

Das ist die Aussicht….

…. ohne dass wir einen einzigen Meter gefahren sind….

…. eine unwirtliche Mondlandschaft!

Eine Luftaufnahme des Bergbaubeckens Riotinto-Nerva…. die Regierung hatte beschlossen, eine der wichtigsten historischen Enklaven des europäischen Bergbaus und der Anfänge der industriellen Revolution in Spanien, in den Gesamtkatalog des historischen andalusischen Kulturerbes in der Kategorie Kulturerbegebiet aufzunehmen.

Photo by Junta de Andalucía, License CC BY-SA 2.0

Der Zug setzt sich in Bewegung…. fotografieren?

Keine Chance…. der Zug rumpelt, als ob er über Kopfsteinpflaster fährt! Da gibt’s nur eines…. die Kamera auf Automatik stellen und aus der Hüfte schiessen…. und hoffen, dass es ein gelungener Zufallstreffer wird! 😀

Das Gelände ist menschenleer…. einmal sehen wir einen Mountainbiker…. keine Ahnung, wie der da reinkam!

Die Zugfahrt geht etwa eine dreiviertel Stunde in eine Richtung, dann sind 20 Minuten Pause und dann geht’s die gleiche Strecke wieder zurück…. schade, dass es keine Rundfahrt ist.

Eindrucksvoll….

…. die Farbe des Río Tinto

Halbzeit…. Pause….

…. und danach geht’s wieder zurück…. viel Neues gibt’s nicht zu sehen…. das Gleiche wie auf der Hinfahrt…. nur rückwärts! 😀

In der Nähe ist die Quelle des Río Tinto, aber da kommen wir nicht hin.

Photo by Max.kit, License CC BY-SA 4.0
Photo by David Sánchez Núñez, License CC BY-SA 3.0

Das soll jetzt genug sein für heute mit der Umweltzerstörung…. man hat sich dazu entschieden, das alles einfach so zu lassen wie es ist…. auch eine Möglichkeit, so dient es als Mahnmal für die Bevölkerung und die Besucher. Die Renaturierung hätte sehr wahrscheinlich durch die spanischen Steuerzahler finanziert werden müssen…. bei den Verursachern ist heute nichts mehr zu holen.

Wir fahren weiter…. wir verlassen Andalusien und es geht nach Mérida, die Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura mit vielen Bauwerken aus römischer Zeit.

Map data ©2023 Google

Zwischendurch machen wir eine Mittagspause….

…. im Restaurante Venta Domínguez gibt’s ein leckeres Menú del día….

Photo by Manuel Díaz ©2023 Google

…. und in Mérida finden wir den stadtnahen Stellplatz Parking Rotonda del Recinto Ferial, ein neu gemachter Stellplatz, im März 2023 eingeweiht, bis Ende 2023 noch kostenlos, eingezäunt, mit Dusche und WC…. bis die jungen Bäume Schatten werfen, dauert es wohl noch etwas! 😀

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