Donnerstag, 16.5.2024
Jetzt waren wir schon so oft in València, aber eine Sitzung des Wassergerichts von València, des Tribunal de les Aigües (valencianisch) oder Tribunal de las Aguas (spanisch) hatten wir noch nie gesehen. Das wollen wir heute nachholen. Pünktlich um 12.00 Uhr tagt das Gericht jeden Donnerstag (ausgenommen an Feiertagen und zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag) vor der Puerta de los Apóstoles (Tor der Apostel) der Catedral de València auf der Plaça de la Mare de Déu (span. Plaza de la Virgen). Kurz vor zwölf Uhr wird von einem Gerichtsdiener ein Eisengeländer in Form eines Halbkreises mit Eingangstüre und acht Holzstühlen aufgestellt.
Die Puerta de los Apóstoles verdankt ihren Namen den Statuen der zwölf Apostel, die im Torbogen eingebaut sind. Das Tor ist im Stil der französischen Gotik gehalten und steht in deutlichem Kontrast zu der romanischen Puerta de la Limosna (Tor des Almosens), die sich auf der anderen Seite des Querschiffs befindet. Es ist bekannt, dass Nikolaus von Ancona ab 1303 an dem Bau arbeitete und dass sie 1354 fertiggestellt wurde. Wer auch immer ihr Baumeister war, er kannte sich mit dem örtlichen Steinen nicht gut aus, da er eine spröde Sorte verwendete, die schnell verwitterte und ständige Reparaturen erforderte. In den 1960er Jahren wurde die Tür vollständig restauriert und die Originalfiguren, die in einem sehr schlechten Erhaltungszustand waren, wurden im Museum der Kathedrale ausgestellt und durch Kopien ersetzt, die heute die Tür schmücken.
Das Tribunal besteht aus acht schwarzgekleideten Richtern (span. síndicos). Diese Laienrichter werden unter den Bauern der acht Bewässerungsbezirke der Horta de València (span. Huerta de València) Cuart, Benacher y Faytanar, Tormos, Mislata, Mestalla, Fabara, Rascaña und Robella gewählt. Unter den acht Richtern wird ein Präsident gewählt, der traditionellerweise aus den Bezirken Fabara oder Tormos stammt.
Legitimiert durch die spanische Verfassung sind die vom Tribunal mündlich gefällten Urteile unanfechtbar gültig. Es werden bis auf die Urteilssprüche keine Gerichtsakten geführt und es gibt keine Möglichkeit der Berufung gegen getroffene Urteile des Rats. Das durchgehende Bestehen des Gerichts seit über tausend Jahren, der ungebrochene Respekt gegenüber den Beteiligten sowie die Verfahrensprinzipien, welche modernen Anforderungen entsprechen, machen das Wassergericht einzigartig.
Die Anfänge des Wassergerichts gehen zurück ins Mittelalter um 960 n. Chr. während der Herrschaft der Kalifen von Córdoba Abd ar-Rahman III. und al-Hakam II. Bereits zu jener Zeit wurde fahrlässiger Umgang mit Wasser hart bestraft, da man aufgrund der Wasserknappheit der Region auf Bewässerungssysteme zurückgreifen musste. Besonders zu Zeiten der Trockenheit, wenn der Río Turia kaum Wasser führte, wurde eine einheitliche Regelung der Bewässerung des umliegenden Gebiets notwendig. Sowohl die Art der Bewässerung, als auch der Tag bzw. Ort des Gerichts sind arabischen Ursprungs. Der maurische Samstag fällt auf den christlichen Donnerstag, an dem das Tribunal seit Anbeginn um zwölf Uhr mittags (arabisches Tagesende) tagt. Als im 13. Jahrhundert die christliche Kathedrale auf den Resten jener Moschee errichtet wurde, in der das Gericht ursprünglich abgehalten wurde, veranstaltete man das Tribunal fortan vor den Toren des Gotteshauses, um zu ermöglichen, dass auch Moslems, welche noch in grosser Zahl Felder bewirtschafteten, daran teilnehmen durften. König Jakob I. von Aragón bestätigte damals die Weiterführung des Tribunals mit allen Rechten, die es in der Araberzeit hatte. Auch wenn die Zeremonie heute aus Mangel an Streitfällen nur mehr wenige Minuten lang dauert, hat sie nichts von ihrer eigentlichen Funktion verloren und wurde zu einer Attraktion für Touristen.
So langsam wird’s voll. Ein Gerichtsdiener sorgt für Ordnung unter den Zuschauern, die Leute vor dem Tor der Apostel sind geladene Gäste, Freunde und Verwandte der Richter, Regierungs- oder Verwaltungsangestellte…. normalerweise darf dort nämlich niemand stehen.
Wir haben recht gute Stehplätze…. aber durch den grossen Andrang an Zuschauern können wir uns auch nicht auf dem Platz herumgehen, dann sind die Plätze weg…. also stehen bleiben und warten…. eine halbe Stunde kann da ganz schön lang sein.
Blick nach rechts zum Torre del Micalet (span. Torre del Miguelete), dem Glockenturm der Kathedrale, der an der Plaça de la Reina (Platz der Königin) steht, dem benachbarten Platz. Der Bau des Turms begann im Jahr 1381 und wurde 1429 abgeschlossen. Aufgrund seiner Komplexität und der langen Bauzeit wurde er nacheinander von mehreren Baumeistern geleitet. Der erste war Andreu Julià ab 1381. Weitere waren José Franch (1396), Pedro Balaguer (1414, ebenso Erbauer der Torres de Serranos) und Martín Llobet (1425), der letzte der am Bau beteiligten Architekten. Der Glockengiebel (span. Espadaña) wurde später hinzugefügt (ca. 1736).
Blick nach links zur Basílica de la Mare de Déu dels Desemparats (span. Basílica de la Virgen de los Desamparados, dt. Basilika der Heiligen Jungfrau der Hilflosen). Im Innern wird das namensgebende Gnadenbild der Heiligen Jungfrau der Hilflosen, der Schutzpatronin Valèncias, aufbewahrt.
Es tut sich etwas…. die Richter nehmen Platz
Jetzt werden die anwesenden Richter und die Bezirke vorgelesen, die sie vertreten
Wir haben ein kurzes Video gemacht…. so hört sich das an:
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Der offizielle Teil ist vorbei…. und da es keine Wortmeldungen aus den Bezirken gibt, endet das Spektakel sehr schnell damit, dass Freunde und Bekannte der Richter die Bühne stürmen und unter grossem Hallo ein Fotoshooting veranstalten. Schade, einige Hundert Zuschauer, darunter mehrere Schulklassen und wir auch, haben sich mehr von dieser Veranstaltung versprochen.
Na gut…. dann bummeln wir halt noch etwas durch die Stadt….
…. hier noch mal die Basílica de la Mare de Déu dels Desemparats….
…. die Puerta de los Apóstoles der Kathedrale….
…. und der Font del Túria (Turia-Brunnen) auf der Plaça de la Mare de Déu (span. Plaza de la Virgen), wobei die spanische Bezeichnung Plaza de la Virgen wesentlich gebräuchlicher ist. Ich habe den Eindruck, dass die valencianische Sprache im Alltag in der Grossstadt València weniger Bedeutung hat, als in kleineren Städten und auf dem Land.
Der Palau de la Batlia (span. Palacio de la Baylía) der Diputació de València (span. Diputación Provincial de València, dt. Provinzialrat von València) ist frisch renoviert….
…. jetzt wird das Gebäude der Direcció General d’Administració Local (span. Dirección General de Administración Local, dt. Generaldirektion für lokale Verwaltung) renoviert, sie schreiben:
Cuando quitemos esta lona brillaremos más que nuestros vecinos….
…. Wenn wir diese Plane entfernen, werden wir heller leuchten als unsere Nachbarn! 😜
Wir sind gespannt…. wir kontrollieren das beim nächsten Besuch! 😂
Der Palau de la Generalitat Valenciana (span. Palacio de la Generalidad Valenciana, dt. Palast der Generalitat). Die Generalitat ist die Gesamtheit der politischen Institutionen, die die politische Selbstverwaltung in der Valencianischen Gemeinschaft (Comunitat Valenciana) ausübt. Seit der Verfassungsreform 2006 lautet die offizielle Bezeichnung einfach Generalitat.
Mitten in der Altstadt…. der Carrer dels Cavallers (span. Calle Caballeros)
An der Plaça del Tossal, mitten im Centro Histórico de València essen wir in einer der zahlreichen Bars und Restaurants etwas zu Mittag…. eine tolle Atmosphäre ist dort!
Llotja de la Seda (span. Lonja de la Seda, dt. Seidenbörse von València)…. da waren wir das letzte Mal drin!
Der Mercat Central de València (span. Mercado Central, dt. Zentralmarkt)…. von innen ein Traum, da waren wir auch schon!
Paellapfannen gibt’s hier! 😜
Regidoria de Comerç i Abastiments de València (Gewerbe- und Handelskammer)
Wir sind auf dem Weg zur Plaça de l’Ajuntament (span. Plaza del Ayuntamiento, dt. Rathausplatz)
Die Plaça de l’Ajuntament…. einer der wichtigsten und zentralsten Plätze der Stadt….. und einer der Schönsten!
Schluss für heute…. wir laufen noch ein Stück zur Porta de la Mar….
…. von da geht’s mit dem Bus zum Campingplatz.
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