Donnerstag, 20.10.2022
Nachdem wir am Montag auf dem Weg nach Aranjuez an Toledo vorbeigekommen sind, fahren wir heute wieder ein Stück zurück nach Toledo. Der Grund war der Waschtag…. das geht im Normalfall nur auf dem Campingplatz…. in Toledo ist ein Stellplatz geplant.
Es ist nur eine knappe Stunde Fahrt, vorher waren wir in Aranjuez noch in bei LavaLava im Polígono Industrial Gonzalo Chacón (Industriegebiet Gonzalo Chacón), eine Selbstwaschanlage…. unser Sprinter hatte es dringend nötig…. hauptsächlich die toten Insekten wegkärchern! 😀
Die N-400 geht fast nur geradeaus…. die Landschaft ist typisch kastilisch…. etwas eintönig.
Bevor es nach Toledo reingeht, passieren wir den langen Vorort Santa María de Benquerencia.
Toledo empfängt uns trotz Umgehungsstrasse mit einem Stau. Wir wollen zum Wohnmobilstellplatz Parking de Safont, ein gemischter Parkplatz für Personenwagen und Wohnmobile…. aber alles ist voll…. keine Chance auf einen Platz. Wir fahren ein paar Kilometer zurück zum Centro Comercial Luz del Tajo, ein paar Einkäufe machen und etwas essen.
Der erste Eindruck von Toledo
Wir verlassen das Centro Comercial nach einer guten Stunde und probieren es noch einmal…. der Parkplatz bzw. Stellplatz Parking de Safont in der Avenida Castilla la Mancha ist immer noch voll! Auch ein zweiter Grossparkplatz am Paseo de la Basílica ist voll. Also Plan B…. Camping El Greco, nicht ganz so zentral wie der Stellplatz, aber wunderschön und sehr ruhig über dem Río Tajo gelegen mit Busverbindung in die Stadt, schöne Sanitäranlagen mit viel Marmor und die Finca del Greco, ein tolles Restaurant mit Blick auf die Stadt…. was wollen wir mehr? Dem vollen und lauten Stellplatz in Toledo trauern wir jedenfalls nicht nach!
Aussicht von der Terrasse der Finca del Greco
Plan vom Camping El Greco
Und dann lernen wir durch einen glücklichen Zufall auf dem Campingplatz Daniela und Michael kennen, mit denen wir in den nächsten vier Tagen einige Zeit verbringen und einige Sehenswürdigkeiten gemeinsam anschauen werden.
Freitag, 21.10.2022
Toledo ist eine Gründung der Keltiberer. Im Jahre 192 v. Chr. unterwarf der römische Feldherr M. Fulvius Nobilior die Siedlung gegen heftigen Widerstand des hier siedelnden Hirtenstamms der Carpetani und gründete den Vorposten Toletum. Im späteren 5. Jh. eroberten die Westgoten die Stadt. Toledo war von ca. 531 bis 711 Hauptstadt des Reiches der Westgoten.
Die Mauren eroberten die Hauptstadt des Westgotenreiches im Jahr 712. Seine Blütezeit erlebte Toledo zur Zeit der Maurenherrschaft als Ṭulayṭula (طليطلة) während des Kalifats von Córdoba und als Hauptstadt der Taifa der Dhun-Nuniden bis zur Eroberung durch Alfonso VI de León am 25. Mai 1085 nach vierjähriger Belagerung. Bei der Einnahme Toledos bediente sich Alfonso VI de León der Hilfe von El Cid. Die Stadt widerstand daraufhin sechs Angriffen der Mauren (siehe auch Reconquista).
Nach der Eroberung durch die christlichen Truppen unter Alfonso VI de León wurde Toledo 1087 Residenz des Königreichs Kastilien und blieb bis 1561 Hauptstadt Spaniens. Felipe II de España verlegte seine Residenz in das 71 km entfernte Madrid, das geographisch ziemlich exakt im Zentrum der iberischen Halbinsel und zu allen entfernteren Hafenstädten annähernd in gleicher Entfernung liegt.
El Greco…. Ansicht und Plan von Toledo (um 1608)
Das Werk zeigt eine Ansicht und einen Plan der Stadt Toledo. El Greco trug damit zur Verbreitung des neuen Bildes der Stadt bei, indem er die wichtigsten modernen Gebäude der Zeit darstellte, nämlich den Alcázar, die Puerta Nueva de Bisagra und vor allem das Hospital de Tavera. Gleichzeitig übersah El Greco das Vorhandensein der Kathedrale von Toledo und des Klosters San Juan de los Reyes, die die herausragendsten mittelalterlichen Gebäude der ehemaligen Hauptstadt des westgotischen Königreichs Toledo waren.
Heute hat Toledo etwa 85’000 Einwohner, ist Hauptstadt der Provinz Toledo und liegt im Westen der Autonomen Gemeinschaft Kastilien-La Mancha (span. Castilla-La Mancha, offiziell Comunidad Autónoma de Castilla-La Mancha) und damit ziemlich genau in der Mitte Spaniens.
Vor der Einfahrt zum Campingplatz ist die Haltestelle der Buslinie L72…. wir sind ein paar Minuten vor der planmässigen Abfahrt da…. kein Bus kommt…. dann sehen wir den L72 gegenüber vorbeifahren…. der ist offenbar 10 Minuten zu früh weggefahren! 😡
In diesem Moment kommen Daniela und Michael vorbei, sie wollen zu Fuss in die Stadt….
…. da schliessen wir uns an…. es sind nur etwa 2 km.
Das Wetter ist mal wieder trüb…. die Puente de San Martín mit ihren beiden Befestigungstürmen
Die Eisenskulptur Flor de La Cava (Blume von La Cava) von Gabriel Cruz Marcos aus dem Jahr 2008 steht an der Carretera Navalpino / Ecke Avenida de la Cava.
Der mittlere der fünf Bogen hat 40 m Spannweite…. das ist sehr viel für eine steinerne Bogenbrücke!
Da war schöneres Wetter! 😀
Im Hintergrund das Monasterio de San Juan de los Reyes, ein Franziskanerkloster, das 1476 von den Katholischen Königen bei Juan Guas in Auftrag gegeben wurde, der eines der schönsten Gebäude der Stadt Toledo und eines der beeindruckendsten Ensembles der spanisch-flämischen Gotik errichtete.
Blick auf die Fassade des Klosters
Die Klosterkirche…. ein platereskes Retabel aus dem 16. Jh. mit Szenen der Passion Christi und Heiligenfiguren schmückt die Altarwand. Hier ist ein sehenswertes 360° Bild aus dem Inneren der Kirche!
Reliefs mit den Wappen der Katholischen Könige im Inneren der Kirche
Der zweistöckige Kreuzgang
In der Calle de los Reyes Católicos befindet sich die Escuela de Arte Toledo (Kunstschule)….
…. und an der Plaza del Sofer waren die Reste der Sinagoga del Sofer (Synagoge) aus dem 12. oder 13. Jh.
Toledo galt als Hochburg der Waffenschmiede, der Toledostahl war berühmt für seine hochwertige Legierung. Von Toledo aus wurden schon die römischen Truppen mit Schwertern versorgt. Auch Kaiser Carlos I de España liess dort seine Schwerter fertigen. Während der Maurenherrschaft entwickelten die Schmiede eine besondere Technik der Klingenverzierung, indem auf vorher aufgeraute Stahlflächen feine Golddrähte und ausgeschnittene Ornamentteile aus dünnem Stahlblech aufgehämmert und nachher mit feinen Punzen ziseliert wurden.
Einige Geschäfte, in denen das traditionelle Handwerk ausgeführt wird, befinden sich in der Calle de los Reyes Católicos…. tolle Schmuckstücke werden dort kunstvoll hergestellt…. recht hochpreisig, aber überhaupt nicht unser Geschmack!
In der Calle del Ángel beginnt das Jüdische Stadtviertel (Judería de Toledo)…. es ist durchaus bemerkenswert, dass es in der Wikipedia den Eintrag über dieses Viertel nur unter dem Titel Jewish quarter of Toledo in englischer Sprache gibt.
Auch hier gibt es zahlreiche Geschäfte mit Kunsthandwerk und Antiquitäten
Im Convento de San Antonio de Padua (Kloster von San Antonio) werden leckere Backwaren hergestellt und verkauft….
…. eine kleine gemischte Packung (von-Allem-etwas) erlebt die Mittagspause nicht! 😀
Die Iglesia de Santo Tomé, auch hier gibt es ein 360° Bild!
Und es gibt zahllose Läden mit kulinarischen Spezialitäten!
Die Iglesia del Salvador war früher eine Moschee…. Ansicht von innen mit einem 360° Bild
An der Plaza del Ayuntamiento (Rathausplatz)…. das Ayuntamiento de Toledo…. direkt und gegenüber….
…. die Catedral de Santa María, auch Catedral primada de España genannt, mit vollem Namen Catedral de Santa María de la Asunción de Toledo…. hier die Westfassade….
…. und der Grundrissplan
1 Pforte der Vergebung / 2 Pforte der Hölle / 3 Pforte des Jüngsten Gerichts / 4 Pforte der Löwen
5 Pforte der Uhr / 6 Puerta Llana / 7 Puerta del Mollete / 8 Puerta de la Presentación
9 Puerta de Santa Catalina / 10 Transparent / 11 Mozarabische Kapelle / 12 Kapelle der Epiphanie
13 Capilla de la Concepción / 14 Capilla de San Martín / 15 Capilla de San Eugenio / 16 Capilla de Santa Lucía
17 Kapelle der Alten Könige / 18 Capilla de Santa Ana / 19 Capilla de San Juan Bautista / 20 Capilla de San Gil
21 Kapelle des hl. Nikolaus / 22 Kapitelsaal / 23 Kapelle der Dreifaltigkeit / 24 Kapelle des hl. Ildefons
25 Kapelle des Jakobus / 26 Kapelle der Neuen Könige / 27 Kapelle der hl. Leocadia
28 Kapelle Christus von der Säule / 29 Sakristei / 30 Kapelle Unserer Lieben Frau vom Tabernakel
31 Kapelle des Ochavo / 32 Kapelle des hl. Petrus / 33 Kapelle der Jungfrau der Barmherzigkeit
34 Capilla de la Pila Bautismal (Taufbecken) / 35 Kapelle Unserer Lieben Frau von La Antigua
36 Kapelle von Teresa de Haro / 37 Kapelle der Herabkunft der Jungfrau Maria / 38 Kapelle des hl. Johannes
39 Kapelle des hl. Blasius von Sebaste
Der Eindruck des Inneren der im gotischen Stil erbauten Kathedrale….
…. tendiert zu gewaltig und beeindruckend!
Der Chorumgang oder Ambulatorium
Der Kreuzgang und die Gemälde des Kreuzganges
Die stehen auch im Kreuzgang! 😀
La Capilla de San Blas (Kapelle des hl. Blasius von Sebaste)
Zwei Marmorgräber mit liegenden Figuren, das des Erzbischofs Pedro Tenorio, und neben ihm das Grab von Vicente Arias de Balboa, Bischof von Plasencia, seinem Sekretär und Neffen. Die Gräber sollen vom Bildhauer Fernando González stammen.
Da ist ziemlicher Restaurierungsbedarf!
Wieder zurück in die Kathedrale….
Der Hauptaltar…. es ist ein blühendes gotisches Altarbild, eine der letzten Manifestationen dieser Kunst, die verschwand, um der Renaissance Platz zu machen. Es wurde von Kardinal Francisco Jiménez de Cisneros in Auftrag gegeben. Mit dem Werk wurde 1497 begonnen. Zu den Architekten, Malern und Bildhauern, die an diesem kollektiven Meisterwerk beteiligt waren, gehörten: Enrique Egas und Pedro Gumiel, Francisco de Amberes und Juan de Bourgogne, Rodrigo Alemán, Felipe Vigarny, Diego Copín de Holanda und Sebastián de Almonacid, sowie Petit Juan. Beendet wurde das Werk im Jahr 1504, dem Todesjahr Königin Isabellas, wie es in einer Inschrift auf einem Basisbalken heisst.
Der Chor
Der Chor dieser Kathedrale befindet sich im Mittelschiff des Langhauses westlich an die Vierung anschliessend.
In der Kathedrale befinden sich zwei Orgeln. Sie wurden einander gegenüberliegend, jeweils auf der Süd- und Nordseite des Chores erbaut. Die Epistelorgel auf der Nordseite wurde 1755–1758 von dem Orgelbauer Pedro de Livorno Echevarría erbaut. Vorder- und Rückseite wurden von German López konzipiert. Die Evangelienorgel auf der Südseite des Chores wurde 1797 von den Brüdern José und Valentín Verdalonga errichtet.
Das Transparent…. leider mit meinen technischen Mitteln nicht vernünftig zu fotografieren
Als Transparent bezeichnet man in der Kathedrale von Toledo ein skulpturales Werk, das zwischen 1729 und 1732 vom grossen Barockbildhauer Narciso Tomé (mit Hilfe seiner Söhne) angefertigt wurde. Es befindet sich an der Rückseite des Hauptaltars, im Grundrissplan Nr. 10.
Das Werk ist im barockem-churrigueresischem Stil. Die Arbeiten wurden in der Zeit des Erzbischofs Diego de Astorga y Céspedes ausgeführt, der zwischen 1720-1734 sein Mandat hatte und dessen Grab am Fusse des Altars dieses Transparenten liegt.
Ein sehr beeindruckendes Werk!
Der Kapitelsaal wurde ab dem Jahr 1504 im Auftrag des Erzbischofs Francisco Jiménez de Cisneros geschaffen. Die Kassettendecke mit farbigen Fassungen und Vergoldungen im Mudéjarstil, stammt von Francisco Lara. Zwischen 1509 und 1511 gestaltete Juan de Borgoña die Wandgemälde. Der Kapitelsaal der Kathedrale von Toledo gilt als eines der bedeutendsten Beispiele der Kunst der Renaissance in Spanien.
Die Sakristei
Am Ende des 16. Jh. wurde die Sakristei von Nicolás de Vergara el Mozo erbaut. Im Gewölbe befindet sich ein grossartiges Fresko von Lucas Jordán, das die Herabkunft der Jungfrau bei der Anlegung des Messgewandes an den hl. Ildefons darstellt und in dem wir das Selbstporträt des Autors im letzten Fenster auf der linken Seite betrachten können.
Der gesamte Raum ist eine wahre Bildergalerie mit Gemälden der bedeutendsten Maler, wie El Greco, Michelangelo Merisi da Caravaggio, Tizian, Anthonis van Dyck, Pedro de Orrente, Luis Tristán, Francisco de Goya und viele mehr.
Gerade als wir der Meinung sind, es reicht jetzt mit der Besichtigung, erhalten wir eine Nachricht von Daniela und Michael, dass sie eine schöne Taberna gefunden haben…. wir haben Hunger…. nichts wie hin! 😀
Die Taberna Skala in der Cuesta de la Sal ist ein ursprüngliches und nicht touristisches Lokal…. eine sehr gute Wahl! Vor allem kann man völlig zwanglos, so oft man will, am Tresen etwas bestellen und essen, so viel und solange man Lust hat. Herrlich deftige und gleichzeitig leckere Speisen gibt’s da!
Frisch gestärkt geht’s weiter…. allerdings nicht sehr lange…. es ist Regen angesagt!
Die Plaza de Zocodover war während des grössten Teils ihrer Geschichte die Plaza Mayor (Hauptplatz) der Stadt. Ein Teil davon wurde von Juan de Herrera zur Zeit der Herrschaft von Felipe II de España entworfen. Der Ursprung des Namens Zocodover stammt aus dem Arabischen sūq ad-dawābb, das Mercado de bestias de carga (Markt für Lasttiere) bedeutet. Dieser Platz war auch der Ort, wo früher die Stiere liefen und die Cucañas bei den örtlichen Festen organisiert wurden.
Von hier sind es nur wenige Meter zum Alcázar de Toledo…. einer Festung auf einem Felsen, die die gesamte Stadt dominiert. Heute beherbergt er das spanische Armeemuseum, das Museo del Ejército.
Das Monumento a la gesta del Alcázar (Denkmal der Schlacht von Alcázar) ist von Juan de Ávalos und wurde 1961 eingeweiht. Es erinnert an die Belagerung des Alcázars von Toledo, die von Ende Juli bis Ende September 1936 dauerte, es war eines der wichtigsten Medienereignisse zu Beginn des Spanischen Bürgerkrieges.
Die Academia de Infantería (Infanterieakademie)
Monumento a Miguel de Cervantes
Die europapress Castilla-La Mancha schrieb am 19. Januar 2006:
Einweihung der Statue von Miguel de Cervantes, mit der Toledo dem Schriftsteller «Gerechtigkeit» widerfahren lassen will
Heute wurde in Toledo die Statue von Miguel de Cervantes vor dem Arco de la Sangre neben der zentralen Plaza de Zocodover eingeweiht, mit der Stadt den Schriftsteller des Don Quijote und seine enge Beziehung zur Stadt ehren und ihm «gerecht werden» will. Die Enthüllung der Statue, die letztes Jahr zu Weihnachten aufgestellt wurde, wurde vom Präsidenten der Cervantes-Gesellschaft, José Rosell Villasevill, eröffnet, der daran erinnerte, dass die Stadt seit vier Jahrhunderten auf die Statue gewartet hat….
Blick zur Estación de Autobuses de Toledo in der Avenida de Castilla la Mancha
Escultura a Federico Martín Bahamonte von Javier Molina Gil
Federico Martín Bahamontes war der erste Spanier, der die Tour de France gewann!
Jetzt regnet es wirklich kräftig…. wir schauen, dass wir zum Bus kommen…. im L72 sind wir die einzigen Passagiere…. viel preiswerter als ein Taxi und viel mehr Platz! 😀
Gegen Abend wird das Wetter wieder besser…. zum Glück!
Morgen geht’s weiter nach Consuegra!
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