10. Tag: Gernika / Guernica

Montag, 9.5.2022

Heute fahren wir zuerst nach Gernika (span. Guernica), offiziell bask. Gernika-Lumo, span. Guernica y Luno. Parken können wir kostenlos auf dem Parking de Zeharreta, da ist auch Platz für Wohnmobile. Nach der Besichtigung fahren wir noch nach Bilbao (bask. auch Bilbo), aber nur bis auf den Stellplatz.

Map data ©2022 Google

Gernika ist für mich als gebürtiger Deutscher, der die Zeit des Nationalsozialismus und des 2. Weltkriegs nicht miterlebt hat, ein spezieller Ort des Gedenkens…. vergleichbar mit Oradour-sur-Glane oder dem Besuch eines Konzentrationslagers. Es ist unfassbar, welche Verbrechen gegen die Menschlichkeit von meinen Landsleuten begangen wurden.

Der Luftangriff auf Gernika am 26. April 1937, auf eine schutzlose Stadt, durch Kampfflugzeuge der deutschen Legion Condor und der italienischen Aviazione Legionaria war eine militärische Operation während des Spanischen Bürgerkrieges im Baskenland ohne militär-strategische Bedeutung. Die Legion Condor war für den Hauptteil des Bombardements verantwortlich.

Hat die Menschheit wenigstens etwas daraus gelernt? Leider nicht…. der aktuelle Bezug zum völkerrechtswidrigen Krieg Russlands gegen die Ukraine, der durch nichts, aber auch gar nichts zu rechtfertigen ist, beweist das ganze Gegenteil.

Noch im selben Jahr 1937 schuf Pablo Picasso für die Pariser Weltausstellung das Gemälde Guernica oder Die Schrecken des Krieges, das Gernikas Zerstörung zu einem weltweit bekannten Sinnbild der Kriegsächtung hat werden lassen.

Das Original des Bildes hängt im Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid.

Eine Nachbildung des Gemäldes Guernica von Pablo Picasso auf Fliesen ist als Wandbild in Originalgrösse an der Mural del Guernica de Picasso in der Strasse Pedro de Elejalde Kalea in Gernika zu sehen.

Das war die Vorgeschichte bzw. Einleitung zum Besuch von Gernika…. wir beginnen jetzt mit unserem Rundgang durch die Stadt. Auf Schritt und Tritt stossen wir auf die Vergangenheit und werden durch Kunstwerke, Skulpturen und Museen daran erinnert.

1991 wurde der Park der Europäischen Völker (span. Parque de los Pueblos de Europa, bask. Europako Herrien Parkea) mit mehreren Skulpturen eröffnet. Gure aitaren etxea (Das Haus unseres Vaters) von Eduardo Chillida und Large figure in a shelter (Grosse Figur in einer Schutzhütte) von Henry Moore sind die prominentesten Exponate.

Hier das Werk von Eduardo Chillida….

…. und hier das von Henry Moore

Die Skulptur Monumento a los mártires de Oradour-sur-Glane von Apel·les Fenosa i Florensa.

Fenosa stellt dieses Massaker durch eine schwangere Frau dar, die sich selbst verbrennt und damit den Mord an den Frauen und Kindern in der Kirche von Oradour-sur-Glane symbolisiert.

Der Künstler schuf diese Skulptur zwischen 1944 und 1945 in seinem Atelier in Paris als Zeugnis der Barbarei des Krieges. Das Bronzedenkmal erinnert an die Ereignisse in Oradour-sur-Glane während des Zweiten Weltkriegs, als eine deutsche SS-Kompanie in das Dorf eindrang, alle Männer tötete, die Frauen und Kinder in der Kirche einsperrte und diese in Brand setzte. Bei diesem Massaker starben fast 700 Menschen.

Das Convento de Santa Clara Clarisas

Das Kloster Santa Clara de Gernika wurde 1619 an der Stelle gegründet, an der sich seit 1422 ein Schwesternheim befand. Die erste Kirche entstand neben dem Kloster, aber von der Architektur dieses Gotteshauses aus dem 17. Jh. ist nichts erhalten geblieben, da es 1890 an der Stelle der ursprünglichen Kirche wieder aufgebaut wurde.

Links hinter dem Zaun auf dem Gelände des Gernikako Batzarretxea (Haus der Begegnung, span. Casa de Juntas de Guernica) steht der Gernikako Arbola, der Baum von Gernika. Es ist eine Eiche,  die in der Geschichte der Basken ein Freiheitssymbol darstellt sowohl für die Provinz Bizkaia als auch für das Baskenland insgesamt.

Das ist der Stamm des Alten Baumes (1742–1892), er wurde neu gesetzt im Jahre 1811.

Seit dem Spätmittelalter galten in Bizkaia und anderen baskischen Provinzen schriftlich fixierte gewohnheitsrechtliche Regelungen: die Fueros. Unter dem Baum von Gernika schworen erst die kastilischen Könige selbst, später ihre Stellvertreter im Beisein der baskischen Volksvertreter den Eid, die in den Fueros festgehaltenen Sonderrechte zu achten und zu bewahren. Seit Bestehen der Autonomen Gemeinschaft Baskenland leistet der Lehendakari (Ministerpräsident) hier seinen Amtseid. Beratung und Beschlussfassung finden jedoch schon lange nicht mehr im Freien, sondern in einem benachbarten Gebäude statt: das Gegenwärtige stammt aus dem Jahre 1833.

Der aktuell fünfte Baum wurde im Alter von 14 Jahren im März 2015 gesetzt.

Photo by Roberto Chamoso G, License CC BY-SA 3.0 ES

Die öffentliche Schule….

…. und das Euskal Herria Museoa (Museum des Baskenlandes) im Palast Alegria aus der Jahr 1733

Der Foru Plaza mit dem Museo de la Paz de Guernica (Friedensmuseum, bask. Bakearen museoa), dem Kultur Etxea (Kulturzentrum) und dem Gernika-Lumoko Udaletxea (Rathaus) mit Bildern von Kindern zum Thema Frieden.

Eine sympathische und lebhafte Stadt ist Gernika….

…. wir hätten uns gern noch länger hier aufgehalten, aber es ist Montag, da sind die Museen in Spanien geschlossen und länger bleiben möchten wir auch nicht. Wir essen noch etwas und machen uns wieder auf den Weg zum Parkplatz. An der Adolfo Urioste Kalea steht die Skulptur von José María Iparraguirre (bask. Jose Maria Iparragirre), der Komponist und Texter des Liedes Gernikako Arbola.

BAUM VON GERNIKA

Gesegnet ist der Baum von Gernika,
geliebt von allen Basken.
Trag und verbreite deine Früchte in der Welt,
wir verehren dich, Heiliger Baum.

Rund tausend Jahre, sagt man, ist es her,
dass der Herr den Baum von Gernika pflanzte.
Steh aufrecht heut und alle Zeit,
stürzt du, sind wir verloren.

Du wirst nicht stürzen, geliebter Baum,
verhält sich der Rat von Biskaya richtig.
Wir vier Provinzen vereinen uns mit dir,
damit die Basken in Frieden leben.

Knien wir alle nieder und bitten den Herrn,
dass der Baum ewig lebe.
Und bitten wir ihn nur von Herzen darum,
wird der Baum leben, jetzt und immer.

Sie trachten danach, den Baum zu stürzen,
das wissen wir alle im Baskenland.
Nun, Landsleute, unsre Zeit ist gekommen,
tragen wir Sorge, dass er nicht fällt.

Für dich wird immer Frühling sein,
fleckenlose Blume seit ewigen Zeiten.
Erbarme dich unser, geliebter Baum,
gibt uns deine Frucht, verlier keine Zeit.

Und der Baum rät uns, wachsam zu leben,
und von ganzem Herzen zum Herrn zu beten.
Wir wollen keinen Krieg, sondern ewigen Frieden,
um hier unsere gerechten Gesetze zu achten.

Bitten wir Gott unsern Herrn,
um Frieden jetzt und für ewig,
um Kraft für dein Land
und seinen Segen für das Baskische Volk.


In Bilbao fahren wir auf den Stellplatz Área de Autocaravanas de Kobetamendi, der hoch über der Stadt liegt. Es gibt eine regelmässige Busverbindung in die Stadt, die werden wir morgen nutzen. Heute begnügen wir uns mit der Aussicht auf die Stadt.

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