37. – 39. Tag: Haro…. Zentrum des Rioja Alta

Sonntag, 5.6.2022

Wir verlassen Burgos und damit auch Kastilien und León und fahren nach Haro in die Provinz und Autonome Gemeinschaft La Rioja. Da wir Zeit haben, nehmen wir statt der Autobahn AP-1 die N-120. So können wir besser die Landschaft geniessen, zuerst flach und an endlosen Weizenfeldern vorbei, später hügelig mit vielen Weinreben. Hauptstadt von La Rioja ist Logroño. La Rioja ist mit 5’045 km² und knapp über 300’000 Einwohnern die kleinste der spanischen Autonomen Gemeinschaften auf dem Festland.

Map data ©2022 Google

Wir quartieren uns auf dem Camping de Haro ein, erst mal für eine Nacht…. am Ende sind es drei Nächte, wir fühlen uns sehr wohl auf dem Platz und das Restaurant dort ist ausgezeichnet.

Der Platz gehört campingred an, einer Organisation von im Moment knapp 30 Campingplätzen, die sich durch einen guten Standard und eine besonders schöne landschaftliche Lage auszeichnen. Auf einigen Plätzen waren wir schon, es hat uns dort überall sehr gut gefallen.

Territorial gliedert sich La Rioja in drei Subregionen, diese wiederum in Comarcas in den Berg- und Talregionen:

Sierra (Bergregion)Valle (Talregion)
Rioja AltaComarca de AnguianoComarca der Haro
Comarca de EzcarayComarca de Nájera
Comarca de Santo Domingo de la
Calzada
Rioja MediaTierra de Cameros (geteilt in 
Camero Nuevo und Camero Viejo)
Comarca de Logroño
Rioja BajaComarca de CerveraComarca de Alfaro
Comarca de Arnedo
Comarca de Calahorra
© 2022 www.netmaps.es

Das Weinbaugebiet Rioja ist etwas anders strukturiert:

Es befindet sich zu beiden Seiten des Flusses Ebro in den Autonomen Gemeinschaften La RiojaBaskenland und Navarra. Das Weinbaugebiet besteht aus den Teilgebieten Rioja Alta (im oberen Gebiet des Ebrobeckens), Rioja Baja oder Oriental (im unteren Gebiet des Ebrobeckens) und Rioja Alavesa (zur baskischen Provinz Álava oder bask. Araba gehörend).

© 2022 www.cellartours.com

Der Wein selbst wird Rioja genannt und unter dieser Bezeichnung vermarktet. Ein typischer Rotwein aus dem Rioja ist trocken, von dunkelroter Farbe und weist den charakteristischen Tempranillo-Geschmack auf.


Montag, 6.6.2022

Heute machen wir einen Spaziergang nach Haro, das Wetter ist schwül und trüb. Die Stadt hat knapp 12’000 Einwohner, keine besonderen Sehenswürdigkeiten…. das Hauptgeschäft ist der Wein…. und der ist in der Stadt durch die vielen Bodegas allgegenwärtig! Wir gehen zuerst mal in das Quartier links des Rio Tirón, das Barrio de las Bodegas, wo sich viele Bodegas befinden.

Der Canal de Arrauri

Blick auf Haro

Die Bodegas Bilbaínas

Die Compañía Vinícola del Norte de España, abgekürzt CVNE….

…. die Weine werden u.a. unter dem Namen Cune vermarktet, das ist auf einen Rechtschreibfehler zurückzuführen, als ein U statt eines V gedruckt wurde…. wir kennen die Weine und schätzen sie, denn Weine aus dem Rioja gehören zuhause zu unseren Lieblingsweinen…. für morgen melden wir uns daher zu einer Führung durch die Bodega an.

Die Bodegas Muga

Die Bodegas R. López de Heredia Viña Tondonia

Pavillion für Besucher von Zaha Hadid….

…. darin steht dieser historische Messestand, der für eine Weinmesse Ende des 19. Jh. gebaut wurde

Wir beenden unseren Rundgang durch das Barrio de las Bodegas und gehen in die Altstadt hoch. In der Calle Navarra sehen wir dieses Graffito….

…. eine Hommage an die Batalla del vino, die Weinschlacht, ein Fest von nationalem touristischem Interesse, das jährlich am Morgen des 29. Juni, dem Fest von San Pedro, in Haro stattfindet. Das ist ein alter Brauch, der sich im Laufe von Jahrhunderten entwickelt hat und bei dem der Sinn darin besteht, andere Teilnehmer mit Rotwein einzuweichen, bis sie vollständig lila sind. Die folgenden Fotos sprechen für sich! 😀

Photo by BigSus, License CC BY 2.5
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El Vinatero (dt. der Weinhändler) von Anselmo Iglesias Poli, 2009

Diese Skulptur stellt den Beruf des Winzers und Weinhändlers dar. Es ist eine Hommage an diejenigen, die früher die Trinkflaschen der Leute füllten, die zum Weinkauf kamen. Die Skulptur befindet sich neben der Plaza de la Paz, gleich unterhalb des Museo de Arte Contemporáneo de Haro El Torreón.

Der zentrale Platz in Haro, die Plaza de la Paz…. links das Ayuntamiento de Haro (dt. Rathaus)

Wie gesagt…. hier dreht sich (fast) alles um den Wein! 😀

Es gibt viele Wandmalereien in der Stadt, von denen die meisten ein Weinthema haben, wie Los Borrachos (die Betrunkenen), La Batalla del Vino (die Schlacht des Weins) oder Edades del Vino (Zeitalter des Weins).

La Batalla del Vino (dt. die Schlacht des Weins) von María Pilar Gutiérrez Sáinz, 2012

Eine Skulptur aus Bronze, die eine der beliebtesten Szenen in Haro darstellt. Drei Figuren, die sich mit Stiefeln voll Wein bewerfen, stellen das dar, was jeden Morgen am 29. Juni passiert, wenn das Fest des heiligen Petrus, La Batalla del Vino, stattfindet.

Blick auf die Iglesia de Santo Tomás in der Calle Santo Tomás….

…. heute leider geschlossen!

Hier ein Foto aus der Distanz….

Photo by BigSus, License CC BY 2.5

…. und von innen!

Photo by BigSus, License CC BY 2.5

El Botero (dt. der Schuhmacher, Weinschlauchhersteller), ein Werk von Ángel Gil Cuevas aus dem Jahr 2009. Das Werk befindet sich auf der Plaza de la Cruz und ist eine Hommage an das Botero-Handwerk, das heute fast verschwunden ist. In La Rioja ist der Brauch, Wein in Pellejos (dt. Schläuche aus Tierhäuten) zu lagern, sehr alt. Meistens waren es Bauern und Hirten, die die Pellejos bei der Arbeit auf den Feldern verwendeten. Diese Haut, auch La Bota genannt, wird auch heute noch in ländlichen Gebieten verwendet.

Palacio de la Plaza de la Cruz aus dem 18. Jh. an der Plaza de la Cruz

In Erinnerung an die politische Partei, die dort ihren Sitz hatte, auch als Palast des Círculo Jaimista (dt. Kreis der Jaimisten, eine Strömung des Carlismus) bekannt.

Morgen geht’s dann weiter mit der Besichtigung der Bodega.


Dienstag, 7.6.2022

Heute ist also die Führung durch die Bodega der Compañía Vinícola del Norte de España, abgekürzt CVNE. Um 10 Uhr startet die Führung, die Teilnehmerzahl ist sehr überschaubar…. ausser uns ist ein junges kanadisches Paar dabei, die Führung findet auf englisch statt. Die 30-minutige CVNE Cellar Tour und kostet 14 €, wir entscheiden uns für die 60-minutige CVNE Cellar Tour + 30 Min. Weinprobe für 18 €. Alternativ gibt es noch die 2-stündige Imperial Tour mit Weinprobe von Imperial Reserva und Imperial Gran Reserva für 40 €, dabei ist Verpflegung mit regionalem Käse und handgeschnittenem Schinken. Die Imperial Reserva Weine fangen, je nach Jahrgang, bei etwa CHF 25.00 – 40.00 an, für einen Gran Reserva muss man mindestens CHF 50.00 – 80.00 anlegen.

Die Lagerhallen sind beeindruckend!

Die Bodega Imperial ist eine kleine, autonome und handwerkliche Kellerei in den ursprünglichen Anlagen von CVNE in Haro, wo die Geschichte des Unternehmens begann. Hier wird seit 1920 einer der besten Weine Spaniens hergestellt, der Imperial. Er ist das Aushängeschild der Weinkellerei und wurde 2013 von der renommierten US-Zeitschrift Wine Spectator als erster spanischer Wein mit dem Titel Mejor Vino del Mundo (dt. Bester Wein der Welt) ausgezeichnet.

Seinen Namen erhielt er nach einer speziellen Abfüllung für den englischen Markt in einer Flasche namens Pinta Imperial oder Imperial Pint (ein Imperial Pint ist etwa ein halber Liter).

Die Bodega lagert den Wein in französischen Eichenfässern mit unterschiedlichem Fassungsvermögen. Die Weinherstellung erfolgt unter strenger Qualitätskontrolle auf handwerklichste Weise. Die Reifung in Fässern findet im Nave Eiffel statt, das 1909 vom Atelier des bekannten Architekten erbaut wurde.

Neben dem Imperial wird hier auch der Real de Asúa produziert, eine Hommage an die Gründer der Bodega.

Das Nave Eiffel…. ein 1909 von Alexandre Gustave Eiffel erbautes Lagerhaus. Es handelt sich um eine spezielle und innovative Struktur. Ohne Stützen wird das Dach von Metallbindern getragen, die von Wand zu Wand gehen.

Das Prädikat Crianza (von span. criar, dt. reifen bzw. Ausbau) ist Weinen vorbehalten, die bei Rotwein aus Rioja zwei Jahre, davon mindestens ein Jahr im Eichenfass, gereift sind. Weissweine müssen insgesamt ein Jahr gelagert werden, davon ein Jahr im Eichenfass.

Eine Rioja Reserva (dt. Reserve) ist ein Wein, der als Rotwein mindestens drei Jahre im Weingut reift…. davon mindestens ein Jahr im Eichenfass und danach mindestens sechs Monate in der Flasche. Weisswein erhält diese Qualitätsstufe bereits nach einer Reifung von zwei Jahren und davon mindestens sechs Monate im Eichenfass.

Ein Rotwein kann als Gran Reserva (dt. grosse oder wichtige Reserve) bezeichnet werden, wenn er mindestens fünf Jahre reift, davon mindestens zwei Jahre im Eichenfass und danach zwei Jahre in der Flasche. In den Handel kommen Gran Reservas jedoch meist später. Weisswein muss mindestens vier Jahren lagern und davon sechs Monate im Eichenfass.

Hier lagert bereits abgefüllter Imperial Reserva oder Imperial Gran Reserva in der Flasche

Die Schatzkammer

Ich dachte, die könnten doch ab und zu mal hier Staub wischen….

…. aber unsere kundige Führerin klärte uns auf, dass das kein Staub sondern Penicillium (Pinselschimmel) sei, ein Pilz, der Bakterien abtötet. Und so wären auch die ältesten Flaschen aus 1880 noch trinkbar. Die werden aber nur zu besonderen Anlässen geöffnet, z.B. wenn die königliche Familie zu Besuch ist…. leider nicht auf unserer Führung! 😀 😀

Auf dem Gelände sind einige historische Fahrzeuge und Maschinen ausgestellt….

…. und eine Kunstausstellung in einer ehemaligen Lagerhalle gibt’s zu sehen.

Zum Schluss der Führung…. die Weinprobe…. ein weisser Rioja und ein Cune Reserva…. Weine der Mittelklasse…. die Top Weine Imperial Reserva und Gran Reserva gibt’s nur bei der teuren Tour!

Morgen geht’s weiter durch das Weinbaugebiet Rioja.

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