16. Tag: Sintra und der Palácio Nacional da Pena

Samstag, 27.4.2024

Wir entscheiden uns, heute nach Sintra zu fahren. Aber wie? Mit unserem Camper? Nein! In allen Apps, die wir haben, wird davon abgeraten. Wenig Parkplätze, Einbrüche, Diebstähle…. nein, das scheidet aus. Öffentlicher Verkehr? Zu umständlich…. zuerst Bus, dann in die Bahn umsteigen…. auch nicht! Uber kostet knapp 25 €…. ok, das ist zwar die zweitteuerste Lösung, aber auch die komfortabelste. Ein richtiges Taxi wäre kostet 35 €, das ist noch teurer.

Mit Uber klappt die Fahrt in einer Dreiviertelstunde. Und zum Glück hatten wir uns für diese Transportvariante entschieden. Was wir dort sehen ist nahezu unglaublich…. so einen Touristenandrang hatten wir noch nirgends erlebt. Ein Verkehr ist in Sintra…. Hunderte von Vans, Kombis und Tuk-Tuks verstopfen die Strassen und karren die Leute hinauf zum Palácio da Pena…. absolut irre! Offenbar hat fast jeder Einwohner von Sintra eine Transportlizenz, anders lässt sich dieser Ansturm nicht erklären.

Wir entscheiden uns, zuerst den Palácio Nacional da Pena zu besuchen. Im Café Sintra Coffee Lovers, das wir zuerst für eine Art Reisebüro halten, buchen wir 2 Eintrittskarten für den Parque da Pena, also den Schlosspark und das Schloss von aussen und den Transfer hin und zurück. Alex, unsere Fahrerin, macht das super und lässt uns am oberen Eingang zum Park aussteigen. Von dort aus sind es nur wenige 100 m zum Palast.

Die Ausblicke auf den Palast sind grandios!

Ab hier wird’s dann richtig voll….

…. wir sind froh, dass wir keine Tickets für innen haben…. da stehen Hunderte von Besuchern an!

Der Arco triunfal

Es sieht fast aus wie die portugiesische Ausgabe von Schloss Neuschwanstein….

…. nur dass man dort an der Farbe gespart hat! 😂 😂

Edit: Diese scherzhafte Bemerkung von mir hat tatsächlich einen realen Hintergrund…. nur genau umgekehrt!
In der Wikipedia heisst es nämlich: der eklektizistische Baustil des Palácio Nacional da Pena inspirierte Ludwig II. von Bayern zum Bau von Schloss Neuschwanstein.

Das ist der glücklichste Tag meines Lebens, jubelte Richard Strauss, als es ihn hierher verschlug. Ich bin nach Italien, Sizilien, Griechenland und Ägypten gereist, aber ich habe niemals irgendetwas gesehen, was Pena gleicht. Dies ist der wahre Garten Klingsors – und hier, oben darüber, ist die Burg des Heiligen Grals.

Photo by Thomas Wolf, License CC BY-SA 3.0 DE

Architekt der Anlage war Wilhelm Ludwig von Eschwege (1777–1855). Der Palácio da Pena verbindet verschiedene historisierende Baustile. Nebeneinander finden sich NeorenaissanceNeogotik, Neo-Manuelinik und maurische Elemente.

Skulptur des Triton

Die Fachada principal (Hauptfassade)

Tolle Aussicht…. bis zum Atlantik….

…. die Entfernung ist etwa 20 km!

Die Capela (Kapelle)…. ursprünglicher Teil des ehemaligen Klosters der Mönche der Jerónimos (Hieronymiten)

Der Pátio dos Arcos (Hof der Bögen)

Der Torre do Relógio (Uhrturm)

Die Terraço da Rainha (Terrasse der Königin) ist ziemlich voll!

Langsam wird’s richtig voll und auch für uns wird’s Zeit zu gehen…. wir haben noch eine Dreiviertelstunde für den Parque da Pena bis uns Alex am Ausgang beim Ende des Vale dos Lagos (Tal der Seen) abholt.

Der Palast während der Bauarbeiten, das Foto stammt etwa aus dem Jahr 1850

Fotograf unbekannt, License CC0 1.0 Public Domain
Photo by Singa Hitam, License CC BY 2.0

Der Plan des Palácio Nacional da Pena….

…. und des Parque da Pena

Der Parque da Pena (Schlosspark)…. es sind fast keine Besucher hier, eine Wohltat gegenüber dem Trubel im Schloss!

Der Palast und der Park wurden als Ganzes konzipiert und verwirklicht. Vom Palast aus blickt der Besucher auf den Parque da Pena, der mehr als 85 Hektar umfasst. Dieser mythische Park besteht aus mehreren Gärten und Gartenflächen mit einheimischen und exotischen Arten aus der ganzen Welt.

Pavillon in maurischem Stil, runde Kuppel mit arabischer Inschrift. Die Kacheln ähneln denen an der Hauptfassade des Palastes.

An den zahlreichen Teichen gibt’s Enten, Gänse und anderes Geflügel

Gedenktafel für Fernando II, den Initiator des Parks

Ein Entenhaus….

…. und noch eines!

Alex holt uns ab, leider ziemlich unpünktlich, und fährt uns wird in’s Städtchen. Sie empfiehlt uns zum Mittagessen das Tacho Real…. als wir es von aussen sehen, sind wir etwas misstrauisch…. innen ist es perfekt, super Service und sehr gute Küche…. die Google-Bewertung von 4.5 geht voll in Ordnung!

Wir streifen durch die hübsche und sehenswerte Altstadt von Sintra…. es geht auf und ab!

Sintra ist eine Kleinstadt (Vila) etwa 25 km westlich von Lissabon und hat etwa 10’000 Einwohner. König Dom Manuel I. nahm ab dem Ende des 15. Jahrhunderts weitreichende Neugestaltungen in der Stadt Sintra vor. Ab dem 16. Jahrhundert nahm die Beliebtheit Sintras bei den Oberschichten zu, und adlige Familien errichteten im Kreis Sintra einige Herrenhäuser. Das Erdbeben von Lissabon 1755 verursachte auch in Sintra erhebliche Zerstörungen, denen in der Folge umfangreiche Arbeiten des Wiederaufbaus folgten. Ende 18. Jahrhundert entstand mit der Textildruckerei und -färberei Fábrica de Estamparia de Rio de Mouro die erste industrielle Einrichtung im Kreis.

Sintra wurde insbesondere seit dem 19. Jahrhundert auch zunehmend Ziel für Grossbürger, insbesondere internationale Künstler und Industriellenfamilien suchten die Gegend auf. Schriftsteller wie Lord ByronEça de Queiroz oder Hans Christian Andersen haben ihre Begeisterung für Landschaft, Klima und Architektur Sintras literarisch festgehalten. Byrons Lo! Cintra’s glorious Eden von 1812 ist noch heute präsent und dient fast als inoffizielles touristisches Motto Sintras.

Vielleicht war das seine Stammbeiz? 😜

Auslagen bei Maria Saudade in der Rua Ferraria….

…. gleich daneben der Laden von Cerâmica de Sintra

In der Konditorei Casa Piriquita ist die Hölle los…. alle wollen die süssen Spezialitäten von Sintra….

…. wir nehmen ein Päckchen Queijadas und zwei Pastéis de Sintra…. sehr fein!

Travesseiros (Kissen)…. aussen zarter Blätterteig und innen eine Füllung mit Eier- und Mandelcreme.

Queijadas…. sind kleine leckere Torten aus Frischkäse, Zucker, Eiern, Mehl und etwas Zimt in einem knusprigen Teig.

Nozes Dourada (Goldene Walnüsse)…. ein kleiner Kuchen aus Nuss, Mandeln, Zucker und Eiermarmelade in zartes Karamellbonbon gehüllt.

Pastéis de Sintra…. aus einer köstlichen Ei-Mandel-Creme in einem knusprigen Blätterteig.

Pastéis da Cruz Alta…. aus einer köstlichen Ei-, Mandel- und weissen Bohnencreme in einem knusprigen Blätterteig.

An der Praça da República, das Zentrum von Sintra, links die Igreja de São Martinho….

…. von dort Blick zum Castelo dos Mouros….

…. die Burg wurde im 8. oder 9. Jahrhundert von den Mauren erbaut. 1147 eroberte der portugiesische König Alfons I. (um 1109–1185) die Burg und liess eine christliche Kapelle errichten. Die Portugiesen nutzten die Anlage kaum, und die Burg verfiel in den folgenden Jahrhunderten.

Photo by Diego Delso, License CC BY-SA 4.0

Blick von der Aussichtsterrasse Terreiro da Rainha Dona Amélia vor dem Palácio Nacional de Sintra auf die Stadt…. links das Gebäude mit dem Turm ist die Câmara Municipal de Sintra, das Rathaus.

Der Palácio Nacional de Sintra, auch Palácio NacionalPaço Real oder Palácio da Vila genannt, ist ein ehemaliger königlicher Palast. Die markanten, weithin sichtbaren konischen Küchenschornsteine wurden erst nach dem Erdbeben von 1755 errichtet.

Photo by Alvesgaspar, License CC BY-SA 4.0

Heute dient der Palast als Anschauungsobjekt für die Entwicklung der Fliesenkunst in Portugal. Hier findet man die verschiedensten Beispiele, angefangen bei den hispano-arabischen Azulejos, die König Manuel einbauen liess, bis hin zu den in weiss und blau gehaltenen Fliesenbildern, die typisch für das 18. Jahrhundert sind.

So bekomme ich das Foto bei den Lichtverhältnissen heute leider nicht hin!

Photo by Diego Delso, License CC BY-SA 4.0

Wir gehen die Rua Consiglieri Pedroso entlang, die gleichzeitig die N375 ist, Richtung Ortsausgang

Busto do Doutor Carlos França (Büste von Doktor Carlos França), Erinnerung an Doktor Carlos França, einen renommierten Arzt und Wissenschaftler, der Sintra als Ort zum Leben und Arbeiten gewählt hatte.

Fonte dos Pisões

Der Quinta da Regaleira (deutsch Regaleira-Palast) wurde nach Entwürfen des Besitzers António Augusto Carvalho Monteiro erbaut. Er beauftragte er 1892 den italienischen Architekten Luigi Manini mit dem Bau des Anwesens, das er vorher vom Staat in Sintra erworben hatte. Es entstand bis 1910 ein Anwesen mit dem Schloss, einer Kapelle, Tempeln, einem riesigen Brunnen und einem sehr grossen Park. Das Anwesen gehörte zu den grössten in Portugal und wurde nur von den Palästen des Königs übertroffen.

Wir sind mittlerweile etwas müde und sparen uns die Besichtigung. Ein Tag ist zu wenig für die vielen Sehenswürdigkeiten von Sintra…. aber nochmal hier herfahren? Nein, es ist uns zu voll hier.

Poço Iniciático (Brunnenschacht)….

Photo by Stijndon, License CC BY-SA 3.0

…. und der Blick von unten zur Brunnenöffnung

Es handelt sich um eine unterirdische Galerie mit einer von geschnitzten Säulen getragenen Wendeltreppe, durch die man bis zum Grund des Brunnens hinabsteigt. Die Treppe besteht aus neun Ebenen mit jeweils 15 Stufen die auf Dantes Göttliche Komödie verweisen, die die 9 Kreise der Hölle, des Paradieses oder des Fegefeuers darstellen könnten. Nach Ansicht der bekannten Okkultisten Albert Pike, René Guénon und Manly Palmer Hall wird der Rosenkreuzer-Orden erstmals in der Göttlichen Komödie enthüllt. Am Boden des Brunnens befindet sich eine Windrose (ein achtzackiger Stern: 4 Haupt- oder Kardinalsterne, 4 Nebensterne) aus Marmor auf einem Templerkreuz, das das Wappen von Carvalho Monteiro und gleichzeitig ein Hinweis auf den Rosenkreuzer-Orden ist.

Photo by Stijndon, License CC BY-SA 3.0

Im Hintergrund die markanten 33 Meter hohen konischen Küchenschornsteine

An der Praça da República warten wir auf den bestellten Uber-Fahrer, der uns zum Camping

Weitere Sehenswürdigkeiten….

…. das Convento dos Capuchos Sintra, ursprünglich Konvent von Santa Cruz, ist ein ehemaliges Kloster der Franziskaner, Ordenskürzel OFM, lat. ordo fratrum minorum, deutsch Orden der Minderen Brüder. Für die kommenden Jahre sind weitere umfangreiche Erhaltungsarbeiten und die weitere archäologische Erschliessung geplant….

Photo by Vitor Oliveira, License CC BY-SA 2.0

…. und der Palácio de Monserrate.

Photo by Husond, License CC BY-SA 3.0

Sintra ist eine tolle und sehenswerte Stadt, aber sie ist auch total überfüllt…. das könnte man wohl Overtourism nennen…. wir sind ja auch ein Teil davon! Morgen sind wir wieder in Lissabon!

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